Viareggio-Prozess wird neu aufgerollt

Der Prozess um den Bahnunfall in der toskanischen Küstenstadt Viareggio im Jahr 2009 wird neu aufgerollt. Dies entschied das oberste Gericht in Rom am 08.01.2021. Die schuldhaften Tötungsdelikte seien aufgrund des Ausschlusses des erschwerenden Umstandes der Verletzung von Sicherheitsbestimmungen am Arbeitsplatz verjährt und die Verantwortung müsse neu bewertet werden.

Zwei Manager der in Wien ansässigen Firma GATX Rail Austria als Eigentümerin des entgleisten und explodierten Kesselwaggons waren 2019 wegen fahrlässiger Tötung und Auslösung einer Brandkatastrophe zweitinstanzlich zu acht Jahren Haft verurteilt worden. Der ehemalige Chef der italienischen Staatsbahnen FSI, Mauro Moretti, wurde zu sieben Jahren Haft verurteilt, der RFI-Chef Mario Elia zu sechs.

Die Verurteilten hatten daraufhin obersten Gericht Einspruch eingereicht. Dessen heutiger Entschluss gilt als Sieg für die Angeklagten – Angehörige der 32 Todesopfer zeigten sich hingegen verbittert.

Auswirkungen der Corona-Pandemie

Die Bundesnetzagentur (BNetzA) hat rund 100 Eisenbahnunternehmen zu Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Betriebsleistung, Verkehrsleistung, Umsatz und Aufwendungen in der ersten Jahreshälfte 2020 befragt.

Insbesondere der Schienenpersonenverkehr ist von der Pandemie stark betroffen. Im ersten Halbjahr ging die Verkehrsleistung im Schienenpersonennahverkehr um 36 Prozent und Schienenpersonenfernverkehr um 47 Prozent zurück. Der Rückgang der Verkehrsleistung im Schienengüterverkehr betrug im 1. Halbjahr 2020 etwa 9 Prozent. Die Betreiber von Schienenwegen meldeten einen Rückgang von Zugkilometern gegenüber 2019 von rund fünf Prozent.

Quelle: Bundesnetzagentur

Für das zweite Halbjahr 2020 hat die Bundesnetzagentur auf Basis von Veröffentlichungen Prognosen erstellt. Der durch die Pandemie verursachte wirtschaftliche Schaden für den deutschen Eisenbahnmarkt wird auf etwa 2,5 Mrd. Euro für das Gesamtjahr 2020 geschätzt. Hiervon entfallen auf Unternehmen des Schienenpersonenfernverkehrs etwa 58 Prozent, auf Unternehmen des Schienenpersonennahverkehrs rund 27 Prozent, auf Unternehmen des Schienengüterverkehrs rund 10 Prozent und etwa 5 Prozent auf Betreiber von Schienenwegen.

Umfrage: Entwicklung der Mietverträge

Für einen geplanten Beitrag über Fahrzeugleasing und Poolgesellschaften interessiert uns Ihre Einschätzung des Marktes. Wohin geht die Tendenz? Lange Zeiträume mit attraktiven Konditionen und Zusatzservices oder Kurzzeitmieten bzw. „pay as you go“?

In welche Richtung entwickelt sich die Fahrzeugmiete?

Zugunglück auf dem Großen Belt ohne Anklage

Keine Einzelperson und kein Unternehmen wird für das Zugunglück auf dem Westteil der Storebæltbrücke über den Großen Belt am 02.01.2019 strafrechtlich zur Verantwortung gezogen. Das hat die Staatsanwaltschaft nun entschieden.

Der Unfall ereignete sich am frühen Morgen des 2. Januar auf dem Westteil der Storebæltbrücke, als ein Personenzug von einem Sattelanhänger getroffen wurde, der sich von seiner Befestigung am entgegenkommenden Güterzug gelöst hatte. Alles deutet darauf hin, dass die Unfallursache darin bestand, dass der Verriegelungsmechanismus, der den Sattelauflieger halten sollte, nicht wie vorgesehen funktionierte. Zum Zeitpunkt des Unfalls herrschte ein sehr starker Wind, jedoch nicht mit einer solchen Stärke, dass der Zug nach den geltenden Vorschriften mit reduzierter Geschwindigkeit fahren musste. Es hat sich gezeigt, dass ähnliche Verriegelungsmechanismen diesen Defekt hatten, ohne dass es jedoch zu Unfällen kam.

Messung und Abwicklung von Traktionsenergie

Anfang November 2020 erfolgte die Erklärung des EU-Eisenbahnsektors zur Messung und Abwicklung von Traktionsenergie. Diese führt aus, wie der Eisenbahnsektor die europäische Verordnung einhalten will. Sie enthält Zeitpläne für die Erfüllung der Anforderungen der Durchführungsverordnung (EU) 2018/8681 der Kommission sowie Zeitangaben für die Installation von Energiemanagementsystemen (EMS). Ziel der Sektorerklärung ist es, eine korrekte Messung und Abwicklung der Traktionsenergie mit weniger Hindernissen zu ermöglichen, insbesondere für den grenzüberschreitenden Verkehr.

hvle für dm zum Westhafen?

Derzeit ist die Drogeriemarktkette dm auf der Suche nach anderen Verladern, die ein Interesse an der umweltfreundlichen Belieferung der Innenstadt-Bezirke von Berlin per Bahn haben.

dm und die Havelländische Eisenbahn (hvle) prüfen derzeit, ob solche Transporte durch innovative Umschlagtechnik auch auf der kurzen Strecke ab dem Güterverkehrszentrum (GVZ) in Wustermark zum Berliner Westhafen möglich sind.

RheinCargo: Nur noch Öko-Strom

Ab 2021 sind alle E-Lokomotiven der RheinCargo nur noch mit Ökostrom des Lieferanten enviaM unterwegs. Die RheinCargo-Bahnsparte hat 2019 insgesamt ein Transportvolumen von rund 22 Mio. t befördert. Die E-Lokomotiven des Unternehmens verursachen dabei einen jährlichen Stromverbrauch von 70 Mio. kWh, speisen aber beim Bremsen wieder 7,5 Mio. kWh ein.

Um auf die positive Öko-Bilanz der RheinCargo aufmerksam zu machen, erhalten die vier neuen Lokomotiven vom Typ Siemens Smartron, die in den kommenden Wochen an die RheinCargo ausgeliefert werden, ein spezielles Branding. Mit dem Slogan „Unterwegs mit Ökostrom“ wird auf die Nutzung der sauberen Energie hingewiesen.

Foto: RheinCargo

Lokführerscheinvergabestelle unzulässig

Im Vertragsverletzungsverfahren der Europäische Kommission gegen die Republik Österreich bezüglich der Zertifizierung von Triebfahrzeugführern hat der Europäische Gerichtshof (EuGH) am 12.10.2020 in einem Urteil befunden, dass Österreich die als „zuständige Behörde“ im Sinne der Richtlinie 2007/59/EG eine andere Behörde bestimmt hat als vorgesehen.

Die Erteilung der Fahrerlaubnis für Triebfahrzeugführer in Österreich durch die dafür bestimmte öffentliche Schieneninfrastruktur-Dienstleistungsgesellschaft mbH (SCHIG mbH) ist nicht zulässig, diese Aufgabe sollte vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie wahrgenommen werden.

Die Urteilsbegründung der Rechtssache C-796/19 zielt darauf ab, dass gemäß der Richtlinie 2004/49 diese Behörde, bei der es sich um das für Verkehr zuständige Ministerium handeln kann, organisatorisch, rechtlich und in ihren Entscheidungen von Eisenbahnunternehmen, Fahrwegbetreibern, Antragstellern und Beschaffungsstellen unabhängig sein soll. Bei der Schieneninfrastruktur-Dienstleistungsgesellschaft mbH handele es sich jedoch nicht um eine zuständige Sicherheitsbehörde, wie es die EU-Richtlinie 2007/59 vorschreibt.

„Nudelzug“ von Barilla ausgezeichnet

Der italienische Nahrungsmittelkonzern Barilla hat am 21.10.2020 eine Auszeichnung beim Deutschen Logistik-Preis 2020 der Bundesvereinigung Logistik (BVL) erhalten. Knapp eine Millionen Packungen Pasta und dazu noch jede Menge Saucen und Pesto transportiert die im italienischen Parma ansässige Barilla Gruppe seit März 2020 pro Zug von Italien nach Deutschland – und das dreimal pro Woche. Im Jahr spart Barilla damit mehr als 6.000 Tonnen CO2 ein. Möglich macht das eine von Barilla eigens initiierte Zugverbindung zwischen Parma und Ulm.

Nahmen die Auszeichnung entgegen: Claus Butterwegge, President Region Central Europe bei Barilla und Bastian Diegel (rechts), Customer Service & Demand Planning Manager bei Barilla Deutschland. Quelle: BVL / Bublitz

Das Projekt wurde im März 2020 ins Leben gerufen und ging anfänglich pro Woche mit zwei Zügen zwischen Italien und Deutschland an den Start. Ende Juni wurde diese Zahl auf drei Züge pro Woche erhöht und künftig könnten sogar vier Züge pro Woche verkehren. Jeder Zug – bestehend aus 16 Waggons mit insgesamt 32 Containern – transportiert durchschnittlich 600 Tonnen Barilla Lebensmittel, hauptsächlich Pasta (490 Tonnen), gefolgt von Saucen (60 Tonnen) und Pesto (40 Tonnen).

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Quelle: https://www.flickr.com/photos/152440859@N03/49840471357/

Der Sonderverkehr verbindet Parma mit Ulm. Von dort aus sind es nur wenige Kilometer bis zum Barilla-Lager in Langenau. Dire Traktion der Leistungen übernimmt grenzüberschreitend SBB Cargo International, Zugoperateur ist das italienische Unternehmen General Transport Service (GTS) aus Bari.