Lineas führt Energiezuschlag ein

Lineas hat die Einführung eines dynamischen Energiezuschlags auf alle seine Transporte ab dem 01.04.2022 angekündigt. Damit sollen die gestiegenen Energiepreise aufgefangen werden. Zuschläge dieser Art sind in der Transportbranche üblich. Lineas ist jedoch das erste Eisenbahnunternehmen, das diesen Schritt unternimmt. Es ist zu erwarten, dass andere Marktteilnehmer nachziehen.

Der Zuschlag wird für den innerstaatlichen und den grenzüberschreitenden Verkehr gestaffelt, um den jeweiligen Energiepreisen der Eisenbahnunternehmen in den einzelnen Märkten Rechnung zu tragen. Ausgehend von einem aktuellen Spotpreis von 300 EUR pro Megawattstunde wird der Aufschlag zwischen 3,5 % (Niederlande) und 8,1 % (Deutschland) liegen.

Ungarn: Bahnen fürchten Energiekosten

Auch der ungarische Schienengüterverkehr ist durch den drastischen Anstieg des Strompreises für die E-Traktion in eine prekäre Lage geraten. 90 % der Güterzüge werden elektrisch angetrieben. Der „Ungarische Eisenbahnverband“ (Magyar Vasúti Egyesület) als wichtigste berufsständische Vertretung des ungarischen Eisenbahnsektors fordert vom Minister für Innovation und Technologie László Palkovics ein sofortiges staatliches Eingreifen.

Die Unternehmen, welche mit der Beförderung von mehr als 50 Mio. t Fracht pro Jahr zur Wirtschaftsleistung des Landes beitragen, kämpfen ums Überleben, da die Verlagerung des Verkehrs von der Schiene auf die Straße aufgrund drastisch erhöhter Traktionsenergiepreise gegenüber Januar 2021 immer kostengünstiger wird. Sie müssen Szenarien für die Wiedereinführung des Einsatzes von Diesellokomotiven für Güter entwerfen, die aufgrund ihrer Beschaffenheit nicht auf der Straße befördert werden können. Während der Preis für Bahnstrom in den letzten Monaten um 300 % im Vergleich zum Durchschnittspreis im Jahr 2021 gestiegen ist, nahm der Preis für Diesel nur relativ um 14,3 % zu.

Dadurch würden die vorrangigen staatlichen Entwicklungen und die Subventionen für den Einzelwagenverkehr auf der Schiene, mit denen die Klimaschutzziele erreicht werden sollen, nämlich die Erhöhung des Marktanteils der Schiene am Güterverkehr von derzeit 18 % auf mindestens 30 % (von derzeit 50 Mio. t auf fast 75 Mio. t pro Jahr) bis 2030, hinfällig.

SBB Cargo Int: Grünstrom in vier Ländern

SBB Cargo International ist nach eigener Aussage das erste und einzige Unternehmen auf dem Korridor „Rhine Alpine“, das seinen Kunden bei Bedarf und gegen eine geringe Gebühr in den vier Ländern Niederlande, Deutschland, Schweiz und Italien grünen Strom anbietet und entsprechend zertifizieren lässt.

Grafik: SBB Cargo International

Spanien: Bahnstrompreise stark angestiegen

Die spanischen Güterverkehrsunternehmen befürchten, aufgrund der steigenden Energiepreise an Marktanteilen und Attraktivität zu verlieren. Aufgrund wesentlich höherer Strom-, Gas- und Kraftstoffpreise stiegen die Produktionskosten der staatlichen und privaten Eisenbahnunternehmen im letzten Quartal 2021 um mehr als 25 %.

Der spanische Verband der Betreiber des komodalen Verkehrs (L’Union espagnole des opérateurs de transport comodal; UOTC) sandte einen Brief an das Ministerium für Verkehr, Mobilität und Urbane Agenda und bat um dessen Eingreifen, um den Verlust von bis zu 500.000 t im intermodalen Verkehr zu verhindern. Die Mitglieder der UOTC sind insbesondere vom staatlichen Schienengüterverkehrsbetreiber Renfe Mercancías abhängig, der für 2022 die Tarife „aufgrund der gestiegenen Betriebskosten, die hauptsächlich aus den gestiegenen Energiekosten resultieren“, stark angehoben hat.

Die Energieversorgung von Eisenbahnunternehmen, die auf dem spanischen Schienennetz fahren, ist nicht liberalisiert. Innerhalb von etwa einem Jahr ist der Strompreis um mehr als 190 % gestiegen, was zum Teil auf die höheren Gaspreise und die Kosten für die Emissionsrechte zurückzuführen ist.

Renaissance der Dieselloks?

Aufgrund der hohen Strompreise wollen Güterbahnen wieder mehr Dieselloks einsetzen. Zwar ist auch der Dieselkraftstoff teurer geworden, aber nicht so stark wie Strom. Laut Angaben vom Netzwerk Europäischer Eisenbahnen (NEE) hätten sich allein im vergangenen Jahr die Preise für Bahnstrom verdoppelt, aktuell seien sie sogar bis zu sechsmal so hoch wie im Januar 2021. Die Energiekosten hatten schon vor dieser Entwicklung einen Anteil von ca. 20 % an den Betriebskosten.

Die dadurch existenzbedrohten Güterbahnen befürchten deswegen auch eine Verlagerung von Fracht auf die Straße und bevorzugen deshalb den Einsatz von Dieselloks. Die Entwicklung gefährde damit zwar auch die Klimaziele im Verkehrssektor, jedoch schlägt der Preis das Argument Klimaschutz.

Bulgarische Bahnstrompreise in der Kritik

Bulgarische Güterbahnen kritisieren die aktuell hohen Bahnstrompreise im Land. Dies berichten diverse bulgarische Medien, u.a. utroruse.com und trafficnews.bg. Mit PIMK Rail hat ein erster Betreiber vor Weihnachten den Betrieb eingestellt, Mitbewerber Bulmarket Rail Cargo denkt ebenfalls über entsprechende Maßnahmen nach. Bulmarket kauft aktuell 2.700 MWh pro Monat ein, die Energiekosten nähmen über 50 % der Transportkosten ein.

Aktuell zahlen die Bahnen 824 BGN/MWh (420 EUR/MWh) zuzüglich 200 BGN/MWh (102 EUR/MWh) Durchleitungsgebühr an den staatlichen Netzbetreiber NRIC.

Die bulgarischen Bahnen fordern nun eine Abschaffung der Durchleitungsgebühren, die Abschaffung der als illegal empfundenen Entgelte für die Nutzung von Energieversorgungsanlagen, die Förderung von Bahnstrom im Falle der Überschreitung des Grenzwertes von 200 BGN/MWh an der Strombörse sowie eine Senkung der Trassengebühren.

Bahnstrom in Ungarn deutlich teurer

Der ungarische Infrastrukturbetreiber MÁV erhöht die Bahnstrompreise deutlich. Das Unternehmen teilte den Nutzern mit:

„Auf der Grundlage der Prognose der für die Beschaffung von Bahnstrom zuständigen Organisation wird der geschätzte durchschnittliche jährliche Einheitspreis für Bahnstrom für das Jahr 2022 unter Berücksichtigung der aktuellen und der in den kommenden Perioden erwarteten Börsenpreise 92,32 HUF/kWh netto betragen. Der prognostizierte Durchschnittspreis kann in bestimmten Monaten je nach Entwicklung an den Strombörsen und Wechselkursschwankungen mit Schwankungen von bis zu 10-30 % sowohl in positiver als auch in negativer Richtung vom erwarteten Jahresmittelwert abweichen.

Die derzeitige Prognose geht von einem ungünstigeren Durchschnittspreis in den ersten Monaten des Jahres aus, mit möglichen Werten von 110-120 Ft/kWh für Januar und Februar 2022, danach erwarten wir eine Minderung.

Der stetige Anstieg der Börsenkurse seit Anfang 2021 wird sich auch auf die für die zweite Jahreshälfte ermittelten Einheitspreise auswirken, wobei die endgültigen Einheitspreise für die Monate Oktober und November bei etwa 45-48 HUF/kWh liegen dürften.“

RCG: „Grünstrom“ auch in Tschechien

Ab sofort fährt die ÖBB Rail Cargo Group (RCG) auch in Tschechien zu 100 % mit Grünem Bahnstrom aus erneuerbaren Energiequellen. Was bereits seit 2018 in Österreich, seit Anfang 2021 in Deutschland umgesetzt ist, gilt nun auch für alle von der RCG traktionierten TransFER Verbindungen in Tschechien. Dies gilt unter anderem für intermodale Verkehre von Brno [CZ] nach Budapest [HU] bzw. von Melnik [CZ] nach Hamburg und für Wagenladungen von Bohumín / Petrovice [CZ] nach Hohenau [AT].

Grafik: Rail Cargo Group

DB: Bahnstrom aus Norwegen

Ab 2023 will die Deutsche Bahn „Grünstrom“ aus Norwegen für die Bahnstromversorgung beziehen. Für zehn Jahre liefert das Wasserkraftwerk Mågeli im Süden Norwegens jährlich 190 GW. Möglich wurde dies durch die Inbetriebnahme des Nordseekabels Nordlink zwischen Norwegen und Deutschland, die im April 2021 stattfand. Partner des Cross-Border-PPA-Vertrages ist Statkraft.

Aktuell deckt die DB über 61 % der 10 TW Bahnstrombedarf pro Jahr mit erneuerbaren Energien.