[CH] Güterwagenmaßnahmen: Halter ziehen vor Gericht

Mehrere nicht genannte Unternehmen lassen den Maßnahmenkatalog des Bundesamtes für Verkehr (BAV) der Schweiz zu Güterwagen gerichtlich überprüfen. Das Bundesverwaltungsgericht soll klären, ob die Maßnahmen verhältnismäßig sind.

Kritik gab es auch vom Dachverband International Union of Wagon Keepers (UIP): Das BAV habe die bereits bestehenden paneuropäischen Prozesse nicht respektiert und ohne die notwendige multilaterale, technische Debatte eingeführt. Der UIP sieht den Grundsatz der Interoperabilität gefährdet, der im Landesverkehrsabkommen zwischen der EU und der Schweiz festgehalten ist.

[CH] SBB will Hybrid-Rangierloks beschaffen

Bis 2040 erneuert SBB Cargo in der Schweiz das Rollmaterial komplett und hat aus diesem Grund Ende September 2025 die Beschaffung von bis zu 55 neuen hybriden Rangierlokomotiven mit Stromabnehmer und Batterie ausgeschrieben. Diese sollen die 2003 bis 2009 von Vossloh gebauten Diesellokomotiven des Typs Am 843 ersetzen. Von den 75 beschafften Loks sind SBB Infrastruktur 28, SBB Personenverkehr drei und SBB Cargo 54 Loks zugeteilt. 44 der Cargoloks waren 2023 in ein sale & lease-back überführt worden, Nordic Re-Finance will die Loks anschließend übernehmen.

Voraussichtlich im Herbst 2026 fällt der Entscheid, welcher Anbieter die Lokomotiven liefern wird.Der Prozess erfolgt im Einladungsverfahren, da die SBB Cargo AG vom öffentlichen Beschaffungsrecht ausgenommen ist. Die erste Lok soll dann 2029 ausgeliefert werden, die Serienauslieferung ist für 2030 bis 2032 geplant.

Heute setzt SBB Cargo Schweiz vier unterschiedliche Typen Rangierlokomotiven ein. Nach 2030 sollen es noch zwei sein, die alle betrieblichen Anforderungen abdecken: Einerseits eine kleinere Rangierlok für den leichten Zustell- und Rangierdienst, andererseits ein grösseres, flexibel einsetzbares Fahrzeug mit hoher Zugkraft und Leistung für schwere Einsätze. Die kleinere Rangierlok Eem 923 hat noch eine Lebensdauer bis mindestens 2040, sie bleibt der Flotte erhalten.

[CH] Digitale Stellwerke für SBB

Die SBB hat am 07.10.2025 die Rahmenverträge für Stellwerke im Umfang von 1,4 Mrd. CHF an Hitachi, Siemens und Stadler Rail vergeben. Die ersten digitalen Stellwerke werden nach erfolgreicher Erprobung voraussichtlich 2029 in Betrieb genommen. Die SBB hatte die Leistungen im Herbst 29022 in zwei Losen ausgeschrieben.

Heute betreibt die SBB knapp 500 Stellwerke in der Schweiz. 80 % der Anlagen werden in den nächsten 20 Jahren ersetzt.

[DE/CH] Novelis und SBB Cargo verlängern

Auch in Zukunft transportiert SBB Cargo für Novelis Aluminium auf der Schiene quer durch Europa. Mit dem neuen Vertrag, gültig bis Ende 2028, erbringen SBB Cargo Schweiz und SBB Cargo International gemeinsam Transporte für die Kundin.

Seit über zehn Jahren transportiert SBB Cargo Schweiz Aluminiumprodukte zwischen den beiden Werken von Novelis im deutschen Göttingen und Sierre. Die Aluminiumbarren aus Göttingen werden im Walzwerk von Sierre zu Blechen gewalzt und danach zu Coils aufgerollt. Im Anschluss werden sie per Bahn wieder nach Göttingen überführt, wo weitere Produktionsschritte erfolgen, bevor das Aluminium vor allem in der Automobilindustrie eingesetzt wird. Fünf bis sechs Mal die Woche fährt ein Zug zwischen Göttingen und Sierre mit bis zu 36 Wagen auf 48 Wochen pro Jahr. Damit transportiert die SBB rund 300.000 Tonnen Aluminium und rund 10.000 Wagen für Novelis pro Jahr.

Neu übernimmt SBB Cargo International den Transport auf dem deutschen Streckenabschnitt seit 01.07.2025. Zuvor erbrachte DB Cargo diese Leistung. Die Lokomotive von SBB Cargo International wird auf der gesamten Strecke eingesetzt. An der Grenze findet ein Lokführerwechsel statt. Auch die Rangierarbeiten am Standort in Sierre werden durch das Rangierpersonal von SBB Cargo Schweiz aus Sion durchgeführt.

Foto: SBB Cargo International

[CH/SE] SBB: Alle Re 6/6 gehen an NRFAB

Der schwedische Lokvermieter Nordic Re-Finance (NRFAB) übernimmt laut einer vorläufigen Vereinbarung alle sechsachsigen Lokomotiven der Reihe Re 620 (Re 6/6) von SBB Cargo. Die ersten 15 Maschinen sollen 2026 nach Schweden gelangen.

Laut SBB Cargo gibt es derzeit 64 „verwendbare“ Re 620. Im April letzten Jahres gelangte 620 052 als erste Lokomotive nach Schweden, um den Umbau zu prüfen.

[CH] Bundesrat genehmigt SIS-Aktualisierung

An seiner Sitzung vom 19.09.2025 hat der Bundesrat der Schweiz den Sachplan Verkehr, Teil Infrastruktur Schiene (SIS) aktualisiert. Damit werden im Sachplan insbesondere die letzten Beschlüsse des Parlaments zum Bahnausbau nachgetragen.

Der SIS bildet Infrastrukturen für den Schienenverkehr ab, um die hierfür nötigen Räume langfristig zu sichern. Es handelt sich dabei unter anderem um Bahnstrecken, Güterterminals sowie um Personen- oder Rangierbahnhöfe.

Der SIS wird alle drei bis vier Jahre aktualisiert; die letzte Überarbeitung fand 2022 statt. Mit den aktuellen Anpassungen und Ergänzungen wird der Sachplan auf Basis der Beschlüsse aktualisiert, welche das Parlament in der Frühlingsession 2024 gefasst hat.

Weiter ist die Perspektive BAHN 2050, welche die Strategie des Bundes für den langfristigen Ausbau der Bahn abbildet, als Grundlage neu in den SIS aufgenommen worden. Schließlich wurden einige Vereinfachungen im Konzeptteil des SIS und Aktualisierungen bei laufenden Projekten vorgenommen.

Die Stellungnahmen der Kantone im Rahmen der Anhörung zu den Anpassungen im SIS wurden weitgehend berücksichtigt.

[CH] VPI kritisiert BAV-Maßnahmen

Neben Befürwortern der jüngsten Maßnahmen des Schweizer Bundesamtes für Verkehr (BAV) bezüglich Güterwagen gibt es auch kritische Stimmen. Nach dem VAP Verband der verladenden Wirtschaft der Schweiz hat hat nun auch der deutsche Waggonhalterverband VPI Kritik geübt. Verhältnismäßigkeit, Tragbarkeit und Umsetzbarkeit der Maßnahmen seien nicht gegeben. Der VPI erwartet „enorme“ wirtschaftliche Schäden für den Schienengüterverkehr auf Europas wichtigstem internationalen Korridor.

Zentraler Kritikpunkt des VPI ist das die Maßnahmen vor allem die Wagenhalter trifft, da sie mit verkürzten Instandhaltungsintervallen die Hauptlast tragen. EVU und Infrastrukturbetreiber blieben weitgehend verschont. Benötigte Werkstattkapazitäten seien nicht so schnell aufbaubar wie gefordert.

Zudem setze sich das BAV mit der Insellösung über die Ergebnisse des von der Europäischen Eisenbahnagentur (ERA) eingesetzten „Joint Network Secretariat“ (JNS) hinweg. Die dort entwickelten Maßnahmen liegen seit Juli 2024 vor.

[DE/CH] Rübenverkehr nach Frauenfeld angelaufen

Anfang September 2025 ist der Transport von deutschen Biorüben zur Zuckerfabrik Frauenfeld angelaufen:

  • Schweinfurt: HSL Logistik mit Stadler Euro9000
  • Straubing / Eggmühl / Ingolstadt seit 11.09.2025 mit Rail Cargo Group (RCG) / MEV und Stadler EuroDual in Deutschland sowie LTE in der Schweiz unter Regie der ChemOil Logistics
  • Nördlingen mit Bayernbahn in Deutschland sowie LTE in der Schweiz unter Regie der ChemOil Logistics

2019 308-6, 14.09.2025

[CH] Neue Verfügung des BAV zu Güterwagen

Nach Gesprächen mit der Branche erlässt das Bundesamt für Verkehr (BAV) der Schweiz neue Vorschriften, mit denen die Sicherheit des Schienengüterverkehrs in der Schweiz gewährleistet werden soll. Im Vordergrund stehen Vorgaben an minimale Raddurchmesser, eine systematische und häufigere Wartung sowie optimierte Kontrollen. Die Umsetzung dieser Sicherheitsmassnahmen soll sofort beginnen.

Im Juni 2025 hat die unabhängige Sicherheitsuntersuchungsstelle des Bundes (SUST) ihren Bericht zum Unfall im Gotthard-Basistunnel veröffentlicht. Dieser zeigt nach BAV-Einschätzung, dass im Schienengüterverkehr wegen den neuen Verbundstoffbremssohlen ein systematisches Risiko für Radbrüche besteht. Auf Basis ihrer Untersuchung hat die SUST Empfehlungen an die Europäische Eisenbahnagentur (ERA) ausgesprochen. Ergänzend dazu hat das BAV mit Vertretern der Branche Gespräche geführt. Das BAV hat gestützt auf diese Diskussionen Massnahmen verfügt, welche die Sicherheit des Schienengüterverkehrs in der Schweiz gewährleisten sollen.

Eine zentrale Massnahme ist die Vorgabe eines Mindestdurchmessers für bestimmte Räder. Das BAV verfügt, dass die relevanten Radsatztypen, die in der Schweiz unterwegs sind, mindestens einen Durchmesser von 864 Millimeter aufweisen müssen. Auf europäischer Ebene gilt heute ein Wert von 860 Millimeter.

Ein weiterer wichtiger Faktor für die Sicherheit von Güterwagen ist deren Instandhaltung. Hier schreibt das BAV kürzere, systematische Abstände zwischen den wagentechnischen Untersuchungen vor. Je nach Typ von Bremssohlen und Durchmesser des Rades hat die wagentechnische Untersuchung nach 50.000 Kilometern oder nach 200.000 Kilometern zu erfolgen. Gegenwärtig finden diese in einzelnen Fällen systematisch erst zu einem späteren Zeitpunkt statt. Die wagentechnische Untersuchung enthält die visuelle Prüfung des gesamten Rades und des Mindestraddurchmessers. Zudem wird abgeklärt, ob die Räder eine Hitze-Überlastung erlitten haben oder andere Schäden aufweisen. Schließlich soll die sogenannte Klangprobe durchgeführt werden, um defekte Räder zu eruieren. Zuständig für die Umsetzung dieser Massnahmen sind die für die Instandhaltung verantwortlichen Unternehmen.

Für jeden Güterwagen muss künftig ein gültiger Nachweis zur letzten wagentechnischen Untersuchung vorliegen. So können die Eisenbahnverkehrsunternehmen kontrollieren, ob ein Wagen ordnungsgemäss gewartet wurde, bevor er in einen Zug eingereiht wird, der durch die Schweiz fährt.

Weiter empfiehlt das BAV, dass sich die Fahrzeughalter im Rahmen einer Selbstdeklaration verpflichten, künftig nur noch moderne Radsatztypen zu verwenden. Diese sind weniger anfällig für Überhitzungs- und Rissprobleme. Zudem müssen die Räder einen Farbstreifen enthalten, der zeigt, ob ein Rad schon einmal überhitzt war.

Sensibilisiert werden soll gemäss den neuen Vorgaben des BAV auch das Personal der Eisenbahnverkehrsunternehmen. Die Lokführer werden angewiesen, ihr Fahrverhalten so anzupassen, dass eine Überhitzung der Räder vermieden werden kann. Bei der Zugabfahrt soll, wo betrieblich möglich, eine Klangprobe durchgeführt werden.

Die Verfügung des BAV richtet sich an Eisenbahnverkehrsunternehmen, die mit Güterzügen durch die Schweiz fahren sowie an die Fahrzeughalter und an die für Instandhaltung verantwortlichen Unternehmen mit Sitz in der Schweiz. Die Umsetzung der Maßnahmen soll umgehend beginnen. Bis spätestens Ende 2025 müssen sie vollständig umgesetzt sein.

Die SBB begrüsste die Vorgaben. Damit könne das Unfallrisiko im Güterverkehr nachhaltig gesenkt werden und die SBB weiterhin alle Güterwagen befördern.

[CH] Rola-Transporte sollen auf der Schiene bleiben

Die Rollende Landstrasse (Rola) wird in der Schweiz im Dezember 2025 eingestellt. Der Bund hat vor diesem Hintergrund entschieden, nächstes Jahr einen Teil der ursprünglich für die Rola vorgesehenen Betriebsbeiträge für den UKV einzusetzen. Insgesamt hat der Bundesrat beim Parlament im Rahmen des Voranschlags für das kommende Jahr 59 Mio. CHF zur Förderung des alpenquerenden Verkehrs beantragt. Damit stehen dem UKV nächstes Jahr mehr Mittel zur Verfügung als 2025.

Der grösste Teil desd Betrages wird im nächsten Jahr für Betriebsabgeltungen für den herkömmlichen UKV verwendet. Zusätzlich will das Bundesamt für Verkehr (BAV) die Schweiz die Güter, die zurzeit noch mit der Rola transportiert werden, möglichst vollständig und so rasch wie möglich in den UKV überführen. Deshalb sieht das BAV vor, Transporte, die nachweislich von der Rola kommen, mit einem zusätzlichen Beitrag von 25 CHF pro Sendung zu fördern. Diese ausserordentliche Massnahme im Sinne einer Anschubfinanzierung ist befristet auf die Jahre 2026 und 2027. Eine weitere Verlagerung auf die Strasse soll damit verhindert werden.

Operateure, die von dieser „Rola-Prämie“»“ profitieren wollen, sind aufgefordert, dies dem BAV bis am 12.09.2025 zu melden. Das BAV wird mit ihnen bis Ende Jahr klären, in welcher Form die entsprechenden Nachweise für Verlagerungen von der Rola zum UKV erbracht werden können.