Unfall in Carcassonne legt Südfrankreich lahm

Ein schwerer Unfall ereignete sich am Abend des 23.11.2022 im Bahnhof Carcassonne, als ein Containerzug Perpignan – Dourges zwischen Trèbes und Carcassonne entgleiste und massive Schäden auf 400 m Länge im Bahnhof hinterließ. Ein Drehgestell der Doppelwagen pflügte u. a. einen Bahnsteig um, wobei der Güterwagen rittlings auf dem Bahnsteig hing.

Der Zug fuhr auf einem im Bau befindlichen Streckenabschnitt und war mit einer temporären Geschwindigkeitsbegrenzung von 40 km/h versehen. Einige Kilometer vorher wurden mehrere gebrochene Schienen entdeckt, aber die Ursache der Entgleisung ist noch nicht geklärt. Es wurden auf sieben Kilometer Länge die Gleise beschädigt, sie müssen neu verlegt werden, ebenso wie Kabel, Weichen und ein zerstörtes Signal. Zur Bergung am Samstag wurde ein Kirow-Kran aus Lyon angefordert.

Der Zugverkehr zwischen Narbonne und Castelnaudary ist seitdem unterbrochen. Der Güterverkehr wird über Paris (!) und das Rhonetal umgeleitet. Es besteht daher eine Dringlichkeit der Instandsetzung dieser strategischen Strecke, für die es keine Alternativroute gibt. Die Südtransversale zwischen Narbonne und Toulouse ist bis mindestens 29.11.2022 dicht. Selbst wenn der Verkehr am kommenden Dienstag teilweise wieder aufgenommen werden sollte (ein Viertel des üblichen Verkehrs mit 70 P- und 20 G-Zügen pro Tag), wird die Rückkehr zur Normalität nicht vor Mitte Dezember erwartet.

Kanadischer Pensionsfonds CDPQ soll Akiem übernehmen

Der kanadische Pensionsfonds CDPQ (Caisse de dépôt et de placement du Québec) soll laut dem französischen Wirtschaftsblatt Les Echos der beste Bieter zum Verkauf der Lokomotiv-Leasinggesellschaft Akiem durch die SNCF sein. Der Verkauf würde zwischen 2,5 und 3 Mrd. EUR einbringen, wovon die Hälfte an den französischen Betreiber gehen würde, die andere Hälfte bekäme der deutsche Vermögensverwalter DWS.

Akiem bietet etwa 600 Lokomotiven zur Miete an. Der Verwaltungsrat der SNCF muss am Donnerstag noch über die Transaktion abstimmen. Diese muss auch von Seiten des deutschen Vermögensverwalters bestätigt werden, so die Wirtschaftszeitung weiter.

Der Pensionsfonds CDPQ, der die Renten der Beamten in Quebec verwaltet, war bereits letztes Jahr der Gewinner der Auktion der SNCF-Waggontochter Ermewa, ist zusammen mit der SNCF Mitaktionär bei Eurostar, der mit Thalys fusioniert werden soll, und 30-prozentiger Partner am Kapital von Keolis im Bus- und U-Bahnbereich.

Die Transaktion von Ermewa führte zu einer Nettoentschuldung von rund 3,2 Mrd. EUR für die SNCF-Gruppe, erklärte der Vorstandsvorsitzende Jean-Pierre Farandou damals. Diese Summe entspricht dem nicht bekannt gegebenen Veräußerungspreis und der Übernahme der Schulden von Ermewa durch die neuen Eigentümer, wie er weiter ausführte. Alle diese Veräußerungen sind Teil der Ziele, die die Regierung der SNCF gesetzt hat, nämlich die Einhaltung ihrer finanziellen Ziele bis 2024 und die Veräußerung von Vermögenswerten, um ihre abgrundtiefen Schulden (38 Mrd. EUR im Jahr 2021) zu deflationieren.

Fret SNCF erstmals mit positiver Marge

Die französische Staatsbahn SNCF hat jüngst die Ergebnisse für 2021 bekannt gegeben:

  • Der Umsatz in Höhe von 34,8 Mrd. EUR steigt um +15% gegenüber 2020 (-1% gegenüber 2019).
  • Die operative Marge/EBITDA erholt sich auf 4,3 Mrd. EUR bzw. 12% des Umsatzes (vs. 6% in 2020), bleibt aber hinter der Leistung von 2019 zurück (16% des Umsatzes).
  • Der freie Cashflow ist mit -690 Mio. EUR für das Jahr noch negativ, verbessert sich aber deutlich im Vergleich zu 2019 und 2020.
  • Das wiederkehrende Nettoergebnis belief sich auf -185 Mio. EUR mit 1,1 Mrd. EUR an Einmaleffekten im Zusammenhang mit der Veräußerung von Ermewa auf ein Nettoergebnis von 890 Mio. EUR , was die Umsetzung der Strategie des Konzerns zur Veräußerung von Nicht-Kernvermögenswerten verdeutlicht.
  • Die Nettoverschuldung ging deutlich auf 36,3 Mrd. EUR zurück (vor Berücksichtigung der 2. Tranche der staatlichen Schuldenübernahme in Höhe von 10 Mrd. EUR am 1. Januar 2022).

GEODIS erwirtschaftete im Jahr 2021 einen Rekordumsatz, der um 28% auf 10,9 Mrd. EUR stieg. Dieses starke Wachstum wird vom Bereich Freight Forwarding (Spedition) getragen, dank günstiger Preiseffekte und höherer Volumina.

RAIL LOGISTICS EUROPE (Schienengüterverkehrsgeschäft einschließlich Fret SNCF) zeigt nach SNCF-Einschätzung eine solide Leistung in einem schwierigen Umfeld. Fret SNCF erreicht 2021 zum ersten Mal eine positive operative Marge und einen positiven freien Cashflow.

Cooperl will den Schienenverkehr verdoppeln

Die französische Fleischproduktionsgenossenschaft Cooperl will den Schienenanteil für den Standort Gérad auf 60 % steigern. Bei der Anlage handelt es sich um eine der größten Tierfutterfabriken in Frankreich, die aktuell durch Millet Rail 2-3 x pro Woche mit Getreideganzzügen hauptsächlich aus der Region Chartres angefahren wird.

Im Jahr 2021 erhielt das Werk 175.000 t Getreide, 2022 sollen ca. 230.000 t per Bahn geliefert werden. Cooperl erwartet, dass dies bis 2025 auf 400.000 t oder 60 % seiner Produktion in fünf Zügen pro Woche steigen wird.

Im Herbst 2021 schloss SNCF Réseau die Arbeiten zur Erneuerung der sieben km langen eingleisigen Güterstrecke zwischen Vitré und Gérard östlich von Rennes in der Bretagne ab.

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Getreidezug nach Gérard. Quelle: https://www.flickr.com/photos/alan56sncf/25314467863/

Verkauf von Ermewa erfolgt

DWS und Caisse de dépôt et placement du Québec (CDPQ) haben am 22.10.2021 die Vermietgesellschaft Ermewa zu gleichen Teilen und unter gemeinsamer Kontrolle von der SNCF erworben. Dies ist die vierte Akquisition für den von der DWS verwalteten Fonds Pan-European Infrastructure III (PEIF III).

Der Abschluss der Transaktion erfolgt nach den üblichen Konsultationen mit den Arbeitnehmervertretungen der SNCF-Gruppe und von Ermewa sowie nach der Bestätigung der erforderlichen behördlichen Genehmigungen, u. a. durch bestimmte Wettbewerbsbehörden, darunter die Europäische Kommission, und den französischen Minister für Wirtschaft, Finanzen und Konjunktur.

Diese Transaktion führt zu einer Verringerung der Nettoverschuldung der SNCF-Gruppe um ca. 3,2 Mrd. EUR (der für den Verkauf der Aktien erhaltene Preis, der zu den Schulden von Ermewa hinzukommt, die von den neuen Aktionären übernommen werden).

Ermewa kurz vor Verkauf

Nach einem wettbewerbsorientierten Bieterverfahren hat der Verwaltungsrat der SNCF die Aufnahme von Exklusivverhandlungen mit einem Konsortium bestehend aus der Caisse de dépôt et placement du Québec (CDPQ) und einem Fonds des Vermögensverwalters DWS Group (DWS) über den möglichen Verkauf der Ermewa Holding SAS und ihrer Tochtergesellschaften genehmigt. CDPQ und DWS sind langjährige Investoren in Frankreich und halten bedeutende Beteiligungen an führenden französischen Unternehmen.

Mit einem Umsatz von 489 Mio. EUR, einem EBITDA von 271 Mio. EUR im Jahr 2020, einer Flotte von 100.000 Einheiten und 1.200 Mitarbeitern ist die Ermewa Gruppe ein führender Anbieter von Dienstleistungen in der Vermietung von Güterwagen und Tankcontainern. Die Gruppe ist in 80 Ländern sowie 40 internationalen Niederlassungen präsent.

Hauconcourt-Öl an Europorte

Europorte France (EPF) konnte zum Jahreswechsel einen Neuverkehr verbuchen. Statt Fret SNCF fährt die private Güterbahn seit Januar 2019 für TPF (Total) wöchentlich Dieselölzüge ab Le Havre. Ziel ist das SPLRL*-Tanklager in Hauconcourt nahe Metz. Den Langlauf absolvieren E-Loks des Typs ALSTOM PRIMA.

*= Société du Pipe Line de la Raffinerie de Lorraine