VIIA, eine Tochtergesellschaft der französischen Staatbhn SNCF, hat die Konzession für das zukünftige Schienengüterterminal am Rungis International Market in Paris erhalten. Das für 36 Mio. EUR errichtete neue Terminal soll 2026 eröffnet werden und wird von der französischen Regierung unterstützt. Die Ausschreibung wurde von Semmaris, der Betreibergesellschaft von Rungis, einen der größten Großmärkte der Welt, durchgeführt.
Das Projekt basiert auf einem Wirtschaftsmodell, das zwei Technologien gleichzeitig nutzt: den Transport von Containern und Sattelaufliegern („Eisenbahnautobahn“). Es sollen bis 2030 sechs Zugpaare pro Tag verkehren und jährlich 120.000 Container befördert werden. Bei der ersten Ankündigung im Jahr 2022 war geplant, drei tägliche Verbindungen vom neuen Terminal aus aufzunehmen: Barcelona – Rungis – Antwerpen – Rotterdam, Avignon – Dunkerque – Rungis und Dunkerque – Rungis.
Bisher wurde Rungis vom sogenannten „train des primeurs“ bedient, der frisches Obst und Gemüse von Perpignan im Südwesten Frankreichs nach Paris transportierte. Der zuletzt von Fret SNCF am 22.10.2021 saisonal zwischen Oktober und Juni an fünf Tagen wöchentlich wieder aufgenommene Dienst wurde kürzlich eingestellt. Fret SNCF hat ihn im Rahmen einer Vereinbarung zwischen Frankreich und der Europäischen Kommission wegen des Verdachts aufgegeben, dass der Schienengüterverkehrsbetreiber von illegalen staatlichen Beihilfen profitiert habe. Allerdings hat die Europäische Kommission Rail4Logistics, einer Tochtergesellschaft von SNCF Fret, die für das Projekt verantwortlich ist, selbst 12,06 Mio. EUR zur Verfügung gestellt.
Die Schaffung eines kombinierten Terminals Schiene-Straße bedeutet damit erneut das vorübergehende Verschwinden des „Obst- und Gemüsezuges“, der fünfmal pro Woche von Perpignan aus das Gemüse der Sonne in den Bauch von Paris liefert, was jährlich ca. 20.000 zusätzliche Lkw auf die Straßen in Richtung Île-de-France bringt. Erst Ende Mai 2024 wurde berichtet, dass Lärm und Luftverschmutzung im Großraum Paris nach wie vor hoch sind: In der Île-de-France sind fast 10 Mio. Einwohner (von insgesamt 12,3 Mio.) gleichzeitig Lärm- und Luftverschmutzung ausgesetzt, die weit über den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) liegt, und etwa 850.000 von ihnen unterliegen sogar Überschreitungen der gesetzlichen Verschmutzungsgrenzwerte.