[DE] Alstom plant Umstrukturierung der Werke

Vier Jahre nach der Übernahme von Bombardier Transportation durch Alstom plant der französische Konzern nach Berichten in den Medien umfassende Änderungen bei einigen Standorten in Deutschland. Am meisten betroffen sind die Werke in Görlitz, Hennigsdorf und Mannheim.

  • Görlitz: das Werk soll in eineinhalb Jahren geschlossen werden
  • Mannheim: bis zu 140 Stellen werden gestrichen, die Batterietechnologie soll nach Tarbes [FR] umziehen, Stromrichter sollen künftig am Standort Hennigsdorf hergestellt werden
  • Hennigsdorf: neue Fahrzeuge sollen hier keine mehr gebaut werden, laufende Projekte übernehmen die Standorte Bautzen und Salzgitter, dafür soll Reparatur und Wartung von Görlitz, Mannheim und Kassel hier gebündelt werden
  • Kassel bleibt Produktionsstandort, aber der Service-Bereich (schwere Instandhaltung, Revisionen und Unfallreparaturen) geht nach Hennigsdorf

Die Arbeitnehmervertretungen kündigten vorab Widerstände an.

Alstom will Produktion in Kassel hochfahren

Alstom plant die Produktion am Standort Kassel wieder hochzufahren. Derzeit beträgt die Kapazität nur noch 40 Loks pro Jahr, bis 2025 sollen es 100 und 2026 160 sein. In der Vergangenheit konnten Jahre mit 200 Loks vermeldet werden. Derzeit beschäftige man laut Alstom in der Fertigung in Kassel 120 Personen. Bis 2026 solle diese Zahl nahezu verdreifacht werden, auf dann etwa 350. In den vergangenen Monaten hatte es wieder größere TRAXX-Order unter anderem durch Rive Rail Leasing / Northrail und Railpool gegeben.

Foto: Alstom

Niebling zurück zu Alstom

Mike Niebling wird dem Vernehmen nach ab 01.10.2023 wieder für seinen alten Arbeitgeber in Kassel tätig sein und für Alstom den Vetlauf von Lokomotiven in Deutschland und Österreich übernehmen.

Niebling hatte ab 01.02.2022 für mehr als ein Jahr die Funktion des Senior Vice President of Global Sales und Mitglied des Board of Directors bei Škoda Transportation wahrgenommen. Zuvor arbeitet Niebling nach dem Studium des Maschinenbaus mit Schwerpunkt Schienenfahrzeugtechnik an der TU Dresden 29 Jahre lang bei Bombardier Transportation, davon alleine über 24 Jahre im Vertrieb im Lokomotivwerk Kassel. Hier war er zuletzt über zehn Jahre Vertriebsleiter.

Pilorz von Alstom zu OWLP

Sebastian Pilorz ist seit November 2022 COO bei Ost-West Logistic Poland (OWLP). Der Manager war zuvor unter anderem für CTL Logistics, DB Schenker Rail Poland PESA Bydgoszcz sowie seit November 2019 für Alstom tätig.

Die Muttergesellschaft Ost-West Logistik Netzwerk GmbH (OWLN) der OWLP enstand aus der Transportabteilung des ukrainischen Ministeriums für Eisen- und Stahlindustrie. Sie organisiert selbst oder über Tochtergesellschaften vorrangig Massenguttransporte zwischen der Ukraine, den GUS-Staaten und der EU. Gesellschafter der OWLN sind die Wulner Ltd. (98,89 %) auf Zypern sowie der OWLN-Geschäftsführer Yuriy Maslikov (1,11 %).

Alstom demonstriert vollautonomes Fahren

Alstom hat in Zusammenarbeit mit dem niederländischen Infrastrukturbetreiber ProRail und dem belgischen Schienengüterverkehrsunternehmen Lineas den höchsten Automatisierungsgrad auf einer Rangierlokomotive in der Nähe von Breda in den Niederlanden demonstriert. Dieser als GoA4 bezeichnete Automatisierungsgrad bedeutet vollautomatisches Anfahren, Fahren, Anhalten und die Bewältigung von unvorhergesehenen Hindernissen oder Ereignissen ohne direkte Beteiligung des Zugpersonals während des Rangiervorgangs. Diese Demonstration bildet den Abschluss einer Reihe von Tests, die Teil einer laufenden Partnerschaft zwischen Alstom, ProRail und Lineas sind.

Ziel der Demonstration war es, zu zeigen, wie das intelligente Hinderniserkennungssystem (ODS) nahtlos mit dem automatischen Zugbetriebssystem (ATO) von Alstom zusammenarbeitet, damit der Zug autonom auf verschiedene Hindernisse reagieren kann. Dies ebnet den Weg für einen breiteren Einsatz des autonomen Fahrens im Rangierbetrieb mit dem Ziel, die Kapazität des Güterverkehrs zu erhöhen.

Dieselhydraulische Rangierlokomotive von Lineas mit der ATO-Technologie von Alstom. Foto: Alstom

Für die Demonstration wurde eine dieselhydraulische Rangierlokomotive von Lineas mit der ATO-Technologie von Alstom ausgestattet, die mit einem von NIART by Elta (Ausgründung von Elta Systems für Fahrzeugsysteme) entwickelten intelligenten Hinderniserkennungssystem (ODS) gekoppelt ist. Die autonom fahrende Lokomotive wurde mit verschiedenen Hindernissen konfrontiert – einer Person, einem Auto, einem Waggon und einer falsch gestellten Weiche – und reagierte völlig autonom und ohne aktives Eingreifen des Personals an Bord. Der ODS erwies sich unter realen Bedingungen in bis zu 500 Metern Entfernung von Hindernissen als wirksam und bot einen erheblichen Sicherheitspuffer in Rangierbahnhöfen.

Das ODS von NIART ist ein Wahrnehmungssystem, das auf einem hochauflösenden Digitalradar basiert, das mit einer multispektralen Elektrooptik verschmolzen ist und von klassischen und maschinellen Lernalgorithmen unterstützt wird, um Hindernisse auf der Zugstrecke bei allen Wetter- und Sichtverhältnissen zu erkennen und zu klassifizieren. Das System ist eine vollständige, in sich geschlossene On-Board-Lösung, die das ATO-System mit den Informationen versorgt, die es für autonome Fahrentscheidungen benötigt.

Alstom / Engie: Wasserstoffzug für Nestlé Waters

Ab 2025 will Nestlé Waters France mit einer von Alstom und dem Energieversorgungskonzern Engie entwickelten Lösung den ersten wasserstoffbetriebenen Güterzug in Europa betreiben und so auf den Einsatz von Dieselloks verzichten.

Grafik: Alstom

Das von Alstom entwickelte Hochleistungs-Wasserstoff-Brennstoffzellensystem wird elektrische Lokomotiven auf nicht elektrifizierten Streckenabschnitten mit Energie versorgen und so eine 100 % elektrische Lösung für den Schienengüterverkehr ermöglichen.

Ab 2025 soll mit dieser Lösung das „Vittel“ Mineralwasser zwischen der Fabrik in den Vogesen und den verschiedenen Distributionszentren in Arles (600 km) und Montreuil-Bellay (760 km)) transportiert werden.