Ukrainisches Getreide: Mehr Bahn statt Schiff

Der Krieg hat zur faktischen Schließung von Häfen geführt, über die die Ukraine landwirtschaftliche Erzeugnisse an Verbraucher in aller Welt exportiert. Dies ist nicht nur ein ukrainisches Problem, denn der Anteil des ukrainischen Getreides auf dem Weltmarkt liegt bei 11 % und der Anteil von Sonnenblumenöl bei 55 %. Jedes zehnte Brot auf der Welt wird aus ukrainischem Getreide hergestellt.

Um die weltweite Nahrungsmittelkrise und die Unterbrechung der ukrainischen Exporte einzudämmen, ist die Eisenbahngesellschaft Ukrzaliznycya bereit, die Lieferung von landwirtschaftlichen Erzeugnissen per Bahn zu organisieren. Die Logistik für die Getreidelieferung an die rumänische, ungarische, slowakische und polnische Grenze wird derzeit entwickelt, von wo aus das Getreide zu den Häfen und Logistikzentren der europäischen Länder geliefert werden soll.

Getreideexport aus Ungarn verboten

Nach einer Meldung in den ungarischen Medien hat die Regierung jüngst den Export von Getreide untersagt. Laut Landwirtschaftsminister István Nagy ist dies eine Reaktion auf die Preissteigerungen anlässlich des russischen Krieges gegen die Ukraine. Die Ukraine ist einer der größten Getreideexporteure der Welt.

Forwardis: Italiengetreide mit Rückfracht

Seit Anfang 2022 organisiert die SNCF-Tochter Forwardis Getreidetransporte aus Frankreich nach Italien in die Region Piemont über den Grenzbahnhof Modane. Als Besonderheit existiert bei diesen Zügen auch eine Rückfracht in Form von Mais für den Export, was es nach Aussage von Forwardis seit knapp zehn Jahren nicht mehr gegeben hat. Jeder der zehn wöchentlichen Züge besteht aus 20 bis 21 80-Tonnen-Waggons.

Getreide nach Kleinbettingen

Fret SNCF und CFL cargo haben im Januar 2022 den wöchentlichen Transport von Getreide für die Kooperative Axéréal zwischen der Region Centre in Frankreich und Luxemburg aufgenommen. Ziel der Züge sind die Silos der Moulins de Kleinbettingen.

Fret SNCF traktioniert bis zum Rangierbahnhof Woippy nahe Metz. CFL cargo nutzt anschließend entweder eine Vossloh DE 18 bis zum Ziel oder eine E-Lok Typ 3000 bis Bettembourg und ab dort eine DE 18.

Länderbahn: Wieder Güterverkehr

Die DLB Die Länderbahn erbringt seit Ende 2021 wieder regelmäßiger Leistungen im Güterverkehr. Dabei handelt es sich um ca. wöchentlich laufende Getreideganzzüge vom Grenzbahnhof Furth im Wald zum Hafen Straubing-Sand. Auftraggeber ist Budamar West (BDMW).

Der DLB-Vorgänger Regentalbahn hatte die Cargosparte vor einigen Jahren eingestellt und sich auf den staatlich finanzierten Personenverkehr konzentriert. Mit Verlust des Personenverkehres „alex Süd“ München – Lindau/Oberstdorf Ende 2020 an DB Regio ergab sich ein Loküberhang, der nun in Güterverkehren Beschäftigung findet.

Cooperl will den Schienenverkehr verdoppeln

Die französische Fleischproduktionsgenossenschaft Cooperl will den Schienenanteil für den Standort Gérad auf 60 % steigern. Bei der Anlage handelt es sich um eine der größten Tierfutterfabriken in Frankreich, die aktuell durch Millet Rail 2-3 x pro Woche mit Getreideganzzügen hauptsächlich aus der Region Chartres angefahren wird.

Im Jahr 2021 erhielt das Werk 175.000 t Getreide, 2022 sollen ca. 230.000 t per Bahn geliefert werden. Cooperl erwartet, dass dies bis 2025 auf 400.000 t oder 60 % seiner Produktion in fünf Zügen pro Woche steigen wird.

Im Herbst 2021 schloss SNCF Réseau die Arbeiten zur Erneuerung der sieben km langen eingleisigen Güterstrecke zwischen Vitré und Gérard östlich von Rennes in der Bretagne ab.

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Getreidezug nach Gérard. Quelle: https://www.flickr.com/photos/alan56sncf/25314467863/

SRS: Getreide nach Zeitz

Am 02.01.2022 beförderte die Salzland Rail Service (SRS) ein eher untypisches Gut: In Oderbrücke wurde ein mit 2.700 t Mais beladener Ganzzug von LOTOS Kolej übernommen und zur CropEnergies Bioethanol in Zeitz befördert. Bis Leipzig-Plagwitz mit den Loks 143 175+326, die letzte Meile erledigte die unternehmenseigene Diesellok 232 088.

Zuckerrübenschnitzel aus CZ nach Oss

Die E-Loks von Strukton Rail kommen mehrheitlich vor Bauzügen zum Einsatz. Am 29.12.2021 bespannte die 1756 jedoch einen Zug mit Zuckerrübenschnitzeln aus Tschechien in Waggons von Ermewa und Transcereales nach Oss. Eine ähnliche Leistung hatte Strukton bereits am 02.12. bespannt.

Auftraggeber der Transporte ist die ÖBB-Tochter Rail Cargo Logistics (RCL) aus Brno. Die Traktion übernahmen neben Strukton die ČD Cargo aus Tschechien sowie in Deutschland bis Bad Bentheim die ecco-rail im Auftrag der Budamar Logistics.

Nijmegen, 29 december 2021 | Strukton 1756
Quelle: https://www.flickr.com/photos/jeroen17/51786547359/
Strukton_1756_Velp_29-12-2021
Quelle: https://www.flickr.com/photos/mathijsverweij/51785005776/

Getreide: RCH optimiert Transportprozesse

Rail Cargo Hungaria (RCH) sieht sich für den Export, des, in dieser Saison erwarteten, über 1 Mio. Tonnen ungarischen Getreides über die Schiene gerüstet. Trotz der hohen Preise herrscht am internationalen Getreidemarkt immer noch große Verunsicherung. Das schlägt sich auch auf die Exportlogistik nieder. 60 % der ungarischen Erträge gehen nach Italien. Lediglich 20% des ungarischen Getreideexports wird über die Schiene abgewickelt. Der Anteil der RCH am Schienentransport von Getreide liegt bei nahezu 70%.

Zur Wahrnehmung der Transitaufträge auf den ungarischen Strecken in Verbindung mit der guten einheimischen Ernte und der Ausfuhr ukrainischer und rumänischer Getreidesorten in Richtung Westeuropa stellt die Gesellschaft 700 eigene und 1.500 spezielle Getreidewagen der Unternehmensgruppe zur Verfügung.

Die RCH hat bereits voriges Jahr effizienzsteigernde Maßnahmen gesetzt, um die Qualität der Dienstleistungen und die Transportvoraussetzungen zu verbessern. Für die Traktion von Getreidezügen mit größeren Parametern wurden Siemens Vectron MS für diese Leistungen eingeplant. Das ermöglicht die Beförderung von 2.200 Tonnen schweren Zügen und infolgedessen auch die Verringerung von den spezifischen Kosten. In der diesjährigen Getreidesaison können Züge mit bis zu 30 Güterwagen und 2.500 Tonnen gefahren werden, vorwiegend über den Grenzbahnhof Gyékényes. Aufgrund der Topographie werden diese Züge von zwei Lokomotiven gezogen.

Die Kosteneffizienz wird mitunter durch die starke Verringerung der Wagenumlaufzeiten verbessert. Ein zunehmender Anteil des Italienverkehrs wird am Grenzübergang in Gyékényes zum Beispiel ohne Lokwechsel abgewickelt. Dort sorgt ein spezieller Grenzbahnhofskoordinator für den reibungslosen Grenzübertritt der Züge.

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RCH-Getreidezug in Gyékényes. Quelle: https://www.flickr.com/photos/185566703@N06/51242845093/

Zum intensiven Wachstum der Rolle des Schienengüterverkehrs trug auch die voriges Jahr in Folge der Corona-Pandemie entstandene besondere Situation bei, die den Straßengüterverkehr hinderte, bei gewissen Destinationen in Italien sogar unmöglich machte, was die Verlagerung von Verkehren auf die Schiene förderte.


Mehr Getreidezüge für Lineas

Anfang Oktober übernimmt Lineas die Getreidezüge für Tereos aus der Region Bourgogne nach Marckolsheim von Captrain. Züge aus Silos in der gesamten Bourgogne werden zum Lineas-Hub in Langres und dann über Besançon und Colmar zum Stärke- und Süßstoffwerk Tereos in Marckolsheim weitergeleitet. Die Wagen stellt Forwardis. Der Start erfolgt mit wöchentlichen Zügen, ab 2022 ist eine Verdopplung der Frequenz angedacht.

BB 75015 Train 452750 Neuf Brisach-Colmar à Sundhoffen
Quelle: https://www.flickr.com/photos/181614912@N07/51633125680/