Die ÖBB Rail Cargo Group (RCG) hat die Zuckerrübenkampagne trotz massiver Überschwemmungen, insbesondere in Niederösterreich, erfolgreich abgeschlossen. Dank der schnellen Planung einer Ausweichroute via Krems konnte verhindert werden, dass Teile der Ernte verderben und unbrauchbar werden. Das Hochwasser hatte im September 2024 Zuckerrübenflächen und wichtige Bahnstrecken beschädigt, darunter die zentrale Transportachse durch das Tullnerfeld. Diese Strecke ist für den Zuckerrübentransport zu den AGRANA-Standorten in Tulln und Leopoldsdorf essenziell.
Insgesamt wurden während dieser Kampagne in Österreich 1,8 Millionen Tonnen Zuckerrüben transportiert, ein Anstieg im Vergleich zu den 1,5 Millionen Tonnen im Vorjahr. Auch die ungarische Tochtergesellschaft der RCG blickt auf einen erfolgreichen Zuckerrübentransport zurück. Im Laufe der Kampagne wurden 430.000 Tonnen in Ungarns einzige Zuckerfabrik Magyar Cukor Zrt. transportiert.
Im Januar 2025 rollten die letzten Züge zu den beiden Schweizer Zuckerfabriken, Zeit für einen Rückblick:
Die Kampagne startete wie auch in den vergangenen Jahren mit Bio-Zuckerrüben, die vorwiegend aus Süddeutschland stammten und hauptsächlich per Bahn transportiert wurden. Vom 10. bis 30. September wurde in Dürrenzimmern, Eggmühl, Ingolstadt, Köln-Niehl, Schweinfurt, Straubing und Würzburg-Zell geladen.
Ab Straubing verkehrten dabei nur wenige Züge, da nur ein Viertel des Ladegleises zur Verfügung stand und das Rangieren erneut sehr aufwändig war. Als Ausweichstandort wurde Eggmühl genutzt , wo die Verladestelle in Bahnhofsnähe an den ersten hundert Metern der Laabertalbahn errichtet wurde. Die Strecke ist seit Dezember 2023 aufgrund des Zustandes des Gleises ab km 1,1 gesperrt und lediglich Walkenstetten ist für die Verladung vom Feld aus noch zugänglich. Mittlerweile wurde die Laabertalbahn von durch die Rail Bavaria Logistik übernommen, die im Jahr 2022 auch den Rangierdienst bei der Verladung in Walkenstetten und Niederleierndorf übernahm.
Von den knapp 92.000 Tonnen Bio-Zuckerrüben, die bis zum 2. Oktober nach Frauenfeld transportiert wurden, kamen 75.000 Tonnen per Bahn, davon 66.000 Tonnen aus Deutschland.
Die Zuckerfabrik in Frauenfeld stellte am 3. Oktober auf konventionelle Zuckerrüben um, die Bahnlieferungen erfolgten ebenfalls überwiegend aus Deutschland. Mit Oberaach, Buchs SG, Bürglen und Affoltern am Albis verkehrten nur ca. 12 innerschweizer Züge nach Frauenfeld – alle anderen hatten die Fabrik in Aarberg zum Ziel. Die Verladestellen Oberaach und Bürglen werden nach dieser Kampagne geschlossen, da die kantonale Subventionierung des Bahnverkehrs nicht verlängert wird. Dadurch ist mit rund 1.000 zusätzlichen Traktorfahrten auf der Strecke nach Frauenfeld zu rechnen. Mit der Schließung des Ladestandortes Bürglen gibt es in der Schweiz nur noch sieben Standorte mit festen Anlagen: St. Triphon, Cossonay, Chavornay, Yverdon, Payerne, Granges-Marnand und Langenthal.
Die Zuckerfabrik Aarberg startete die Kampagne am 26. September und schloss sie am 21. Dezember ab. Dabei wurden rund 750.000 Tonnen Zuckerrüben verarbeitet, 400.000 Tonnen davon wurden von 37 Verladestationen per Bahn transportiert. Sechs davon lieferten bisher Bio-Zuckerrüben nach Frauenfeld.
Knapp die Hälfte der regulären Zuckerrübenlieferungen erfolgte für Frauenfeld per Bahn aus Deutschland. Neben Wismar, Lalendorf, Neubrandenburg, Mukran und Neuenburg am Rhein waren diesmal neu Neustrelitz Süd, Altshausen, Niederbiegen und Kehl mit dabei. Die drei Letztgenannten wurden von der Schweiz aus verwaltet, einschließlich der Bereitstellung einer „Bahnratte“.
Am 2. Januar traf der letzte Rübenzug in Frauenfeld ein und die Kampagne wurde noch am gleichen Tag abgeschlossen. Transportiert wurden 764.000 Tonnen Zuckerrüben, davon 360.000 Tonnen per Bahn, mit Ausnahme von 17.000 Tonnen kamen alle aus Deutschland.
Die Importrüben aus Norddeutschland nach Frauenfeld wurden durch HSL Logistik (Loktypen TRAXX und Euro9000), der LTE Group und Rail Force One (RFO) transportiert. Für die HSL Schweiz war dies aufgrund der Fusion mit TX Logistik die letzte Kampagne. Konventionelle Rüben aus Süddeutschland fuhr auch UTL mit E-Loks des Typs Re 421. 13 Züge ab Nördlingen / Dürrenzimmern nach Frauenfeld erbrachte die Bayernbahn bis Lindau, es übernahm die LTE Schweiz.
Hinsichtlich der eingesetzten Ausrüstung in der Schweiz gab es kaum Überraschungen. TR TransRail trat zunächst mit Lokomotiven von Akiem (2 x BR 189), BLS Cargo (2 x Re 475) und International Rolling Stock Investment (IRSI; Re 421 und Re 620) für den Transport nach Aarberg an, musste aber bald zusätzliche Lokomotiven von SBB Cargo und am Ende der Kampagne auch bei UTL anmieten. Fast überall wurden Am 841 der LokPool AG (LPAG) zum Rangieren genutzt. So auch in Aarberg selbst, wo Sersa noch bis 2023 im Verschub tätig war.
Nach Aarberg fuhren ausschließlich Ea-Waggons, nach Frauenfeld kamen auch Tragwagen mit Containern zum Einsatz, wobei Schweizer Zucker / Forst Logistik den Angaben zufolge für die in den Jahren 2017 (zuerst 443) und 2018 (total 810) beschafften neuen Rübencontainer einen Käufer sucht. Seit Jahren wird nur ein Teil (dem Vernehmen nach knapp die Hälfte) der Container während der Rübenkampagne genutzt und eine anderweitige Vermietung ist kaum möglich. Angesichts der Malaise im Containertransport dürfte die Verfügbarkeit von Container-Lkw kein Problem sein, vermutlich sind aber Ea-Waggons günstiger. Die einzige bekannte aktuelle externer Vermietung der Container erfolgt für den Holzschnitzeltransport von Eclépens nach Melzo an BLS Cargo.
BLS Cargo 475 426 und 475 429 am 02.10.2024 abfahrbereit in Yverdon-les-Bains nach Aarberg. Die Rüben wurden in Yvonand geladen. Foto: Roland KorvingIn Landquart kam am 19.10.2024 abweichend noch eine Am 843 statt der sonst omnipräsenten Am 841 zum Einsatz. Foto: Roland Korving
In der diesjährigen Zuckerrübensaison werden auch erstmals Rüben in Neustrelitz Süd verladen. Die Langstreckentraktion in die Schweiz realisiert die LTE Group, am Verladeort rangiert die Anhaltinisch-Brandenburgische Eisenbahngesellschaft (ABEG). Der erste Zug verließ die Mittelstadt im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte im Land Mecklenburg-Vorpommern am 15.11.2024.
Die Umwelt- und Transportlogistik (UTL) fährt in dieser Kampagne neu 24 Ganzzüge mit Zuckerrüben aus Oberschwaben von den Verladebahnhöfen Niederbiegen (drei Stück) und Altshausen (Rest) nach Frauenfeld.
Der Vorlauf bis Aulendorf bzw. in Niederbiegen wird mit einer Diesellok des Typs mit D100 absolviert, der Hauptlauf in DE/AT/CH mit den beiden Re 421 / Re 4/4 II. Pro Zug sind es im Regelfall 34 Ea Wagen.
Die Zuckerrübenzüge Wismar – Frauenfeld werden in einer neuen Konstellation gefahren: 2 x pro Woche bringt Rail Force Germany (RFO) die Züge vom Ostseehafen bis zur Grenze in Basel, dort übernimmt wie gewohnt die HSL Schweiz. RFO setzt in Deutschland eine Lok des Typs Stadler EuroDual ein.
Dank der Hybridloktechnik konnte der erste Umlauf am 05.11.2024 problemlos wegen einer Stellwerksstörung über die nicht elektrifizierte Strecke Bad Kleinen – Lübeck umgeleitet werden.
Der erste Zuckerrübenzug der Kampagne ist in der einzelnen Zuckerfabrik Ungarns, der Fabrik der Magyar Cukor in Kaposvár angekommen.
Rail Cargo Hungaria (RCH) wird bis Ende Januar 2025 von fast 40 Versandstationen voraussichtlich 450.000 Tonnen Rüben zu der Zuckerfabrik befördern. Zum Einsatz kommen 440 Ea Wagen, pro Woche verkehren ca. 25 „Rübenzüge“. Der Bahnanteil stieg erneut und beträgt fast 50 %.
RCH transportiert fast 50% des Ernteguts auf der Schiene, was im Vergleich zum Vorjahr eine weitere Senkung des Anteils des Straßentransports am Transportmix bedeutet.
Wegen den positiven Erfahrungen der guten Ernte im Jahre 2023 haben die ungarischen Landwirte auf etwa der gleichen Anbaufläche wie im Vorjahr, also 14.000 Hektar, Zuckerrüben für die Fabrik gesät. Das günstige Wetter, das bis Ende Juni andauerte, versprach eine reiche Ernte, der darauffolgende extrem trockene Sommer reduzierte aber die Erträge fast aller Pflanzenkulturen, darunter auch der Zuckerrübe, beträchtlich. Die Ernte wird pro Hektor den Schätzungen zufolge rund 56-60 Tonnen betragen. Der Zuckergehalt der Rüben wird voraussichtlich durchschnittlich ausfallen.
Frauenfeld: 801.000 t (inklusive 81.000 t Biorüben), davon 333.400 t per Bahn
Der Hersteller Schweizer Zucker (SZU) erwartete, dass in Frauenfeld am 01.01.2024 die letzten Rüben verarbeitet werden – in Aarberg war dies bereits am 26.12. der Fall.
Rund 30 ha konnten dabei im Seeland nicht abgeerntet werden, da die Hochwasser führende Aare das Abtrocknen der Parzellen verhinderte. Sobald die Ernte möglich ist, werden auch diese Rüben von der Schweizer Zucker übernommen und zu Futtermittel oder Biogas verwertet.
Am Morgen des 31.12.2023 erreichte der letzte Zuckerrübenzug der HSL Logistik in der Kampagne 2023 das Ziel in Frauenfeld. In den vorausgehenden 14 Wochen hatte das Unternehmen mit 129 Zügen 220.000 t Zuckerrüben aus Deutschland in die Schweiz transportiert.
Rail4ward hat im Oktober 2023 den Transport von Zuckerrübenschnitzelpellets aufgenommen. Start der Züge ist die Zuckerfabrik der Tereos TTD in Dobrovice nordöstlich von Prag – Ziele waren bislang Oss, Coevorden und Brake. Die Traktion übernimmt die LTE Group.
Die Zuckerfabrik in Dobrovice wurde 1831 von Karel Anselm von Thurn und Taxis gegründet. Das TTD in der heutigen Firmierung erinnert noch daran: Thurn Taxis Dobrovice. Seit 1992 ist der französische, genossenschaftlich organisierte Zuckerhersteller Tereos am Unternehmen beteiligt und hält heute neben Nordzucker (35,38 %) 62,07 % der Gesellschaftsanteile – der Rest entfällt auf Streubesitz.
Am 21.10.2023 ist ein erster Zug mit Zuckerrüben zwischen dem Hafen Riesa und Heilbronn verkehrt. Dort erfolgt der Umschlag für das knapp 17 km entfernte Werk Offenau des Auftraggebers Südzucker – vor Ort ist keine Umladung möglich. Die Traktion der zwei wöchentlichen Umläufe übernimmt die EBS Erfurter Bahnservice Gesellschaft.