Der staatliche lettische Güterverkehrsbetreiber LDZ CARGO, eine Tochtergesellschaft von Latvijas dzelzceļš (LDz), startete in der vergangenen Woche mit Güterverkehr in Estland. Derzeit hat das Unternehmen mit dem Transport von Speiseölen auf der Schiene begonnen und plant, im Jahr 2023 etwa 200.000 t dieses Produkts für ein amerikanisches Unternehmen zu transportieren. Auf der Strecke Valga – Paldiski wurden leere Wagen der LDz CARGO transportiert, die im Hafenterminal befüllt werden.
Ob es sich dabei um Fracht handelt, die Operail seit dem 01.01.2023 aufgrund des Verbots der Güterbeförderung von Waren aus Russland und Weißrussland nicht mehr durchführen darf, ist unklar. Laut estnischen Medien sei diese „geschäftliche Nische“ nicht leer geblieben und ein Teil des Transports dieser Waren wurde nun von LDZ CARGO übernommen. Vertreter der LDz betonten, dass keine Sanktionen gegen Russland und Weißrussland verletzt werden, aber sie vermeiden eine klare Antwort, ob Ladungen, die nicht mehr von einem Eisenbahnunternehmen eines Nachbarlandes transportiert werden dürfen, in Estland transportiert werden.
LDz Cargo hat bereits am 17.12.2021 das europäische Sicherheitszertifikat (SSC) für Güterverkehr in Estland erhalten, desweiteren wurde mit der estnischen Eisenbahngesellschaft Eesti Raudtee eine Vereinbarung über die Nutzung der Infrastruktur unterzeichnet. In Estland müssen Lokführer Estnisch sprechen, daher hat das lettische Unternehmen zudem einen Kooperationsvertrag mit dem lokalen Eisenbahnunternehmen GoRail über den Einsatz seiner Mitarbeiter abgeschlossen.
Das SSC gilt außerdem für Litauen, möglicherweise ist dort demnächst auch mit einer Verkehrsaufnahme zu rechnen. Am 08.11.2022 hatten LDz und PKP CARGO eine Zusammenarbeit für regelmäßige Kohletransporte vom Rigaer Hafen nach Małaszewicze in Polen unterzeichnet.

