Unfall in Carcassonne legt Südfrankreich lahm

Ein schwerer Unfall ereignete sich am Abend des 23.11.2022 im Bahnhof Carcassonne, als ein Containerzug Perpignan – Dourges zwischen Trèbes und Carcassonne entgleiste und massive Schäden auf 400 m Länge im Bahnhof hinterließ. Ein Drehgestell der Doppelwagen pflügte u. a. einen Bahnsteig um, wobei der Güterwagen rittlings auf dem Bahnsteig hing.

Der Zug fuhr auf einem im Bau befindlichen Streckenabschnitt und war mit einer temporären Geschwindigkeitsbegrenzung von 40 km/h versehen. Einige Kilometer vorher wurden mehrere gebrochene Schienen entdeckt, aber die Ursache der Entgleisung ist noch nicht geklärt. Es wurden auf sieben Kilometer Länge die Gleise beschädigt, sie müssen neu verlegt werden, ebenso wie Kabel, Weichen und ein zerstörtes Signal. Zur Bergung am Samstag wurde ein Kirow-Kran aus Lyon angefordert.

Der Zugverkehr zwischen Narbonne und Castelnaudary ist seitdem unterbrochen. Der Güterverkehr wird über Paris (!) und das Rhonetal umgeleitet. Es besteht daher eine Dringlichkeit der Instandsetzung dieser strategischen Strecke, für die es keine Alternativroute gibt. Die Südtransversale zwischen Narbonne und Toulouse ist bis mindestens 29.11.2022 dicht. Selbst wenn der Verkehr am kommenden Dienstag teilweise wieder aufgenommen werden sollte (ein Viertel des üblichen Verkehrs mit 70 P- und 20 G-Zügen pro Tag), wird die Rückkehr zur Normalität nicht vor Mitte Dezember erwartet.

Leiferde: Bergungsarbeiten dauern an

Auf der Bahnstrecke zwischen Hannover und Berlin kommt es noch bis voraussichtlich 16.12.2022 zu Einschränkungen im Zugverkehr. Grund sind die andauernden Bergungs- und Aufräumarbeiten der Feuerwehr und der Deutschen Bahn (DB) nach der Kollision von zwei Güterzügen in Leiferde im Landkreis Gifhorn (Niedersachsen).   

An der Unfallstelle sind derzeit Spezialeinheiten der Feuerwehr damit beschäftigt, in einem aufwändigen Verfahren das Propangas aus den umgekippten vier Kesselwagen abzupumpen und die Restmengen kontrolliert abzubrennen. Die niedrigen Außentemperaturen erschweren diese Arbeiten zusätzlich.  

Zugunglück bei Leiferde: DB-Mitarbeiterin Schuld

Nachdem am Donnerstag durch Bahnunfallermittler der Bundespolizei bereits Beweismittel vor Ort und an den für den Bahnbetrieb verantwortliche Stellen sichergestellt wurden, stehen nun erste Ermittlungsergebnisse fest.

Demnach handelt es sich nach ersten Erkenntnissen um kein technisches Versagen des auffahrenden Zuges oder der technischen Sicherungseinrichtung der Bahnstrecke. Die Bahnunfallermittler werteten Daten des Zugbetriebes aus und stellten fest, dass der betroffene Streckenabschnitt durch eine Mitarbeiterin der DB AG fälschlicherweise freigeben wurde, obwohl dort noch ein Güterzug hielt.

Bahninterne Quelllen berichteten, dass der Zug der Crossrail Benelux „aus der LZB geflogen“ sei. Vorschriftsgemäß hätte die Mitarbeiterin eine Räumungsprüfung (Rp) bis zum nächsten Hauptsignal durchführen und so überprüfen müssen, ob ein Zug einen Zugfolgeabschnitt vollständig verlassen hat. Stattdessen sei nur überprüft worden ob ein virtueller Block frei war. Die Mitarbeiterin ließ den darauf folgenden Güterzug mit 25 Kesselwagen nach Befehlserteilung (signalgeführte Weiterfahrt bis zum nächsten Hauptsignal) in diesem Abschnitt mit 40 Km/h fahren, welcher dann auf den stehenden Zug auffuhr.

Aufgrund der Kollision kippten insgesamt vier Kesselwagen um, von denen zwei Leck schlugen und das geladene Propangas langsam entwich.

Gegen die Mitarbeiterin der DB AG wird nun wegen gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr und fahrlässiger Körperverletzung ermittelt.

Leiferde: Aufräumarbeiten haben begonnen

Drei Tage nach dem Zugunfall bei Leiferde begann am 20.11.2022 das Abpumpen des explosiven Propangases aus den Waggons durch die Feuerwehr. Ein erster Versuch am Samstag musste abgebrochen werden. Für die Bergungsarbeiten wurden zuvor Feldwege mit 500 t Schotter befestigt. Die nicht entgleisten Waggons waren bereits am Freitag abgezogen worden.

Da die Reparaturarbeiten erst beginnen können, wenn die Unfallstelle geräumt ist, bleibt die Bahnstrecke Berlin – Hannover noch bis mindestens Ende November gesperrt.

Zugkollision unweit von Hannover

Am morgen des 17.11.2022 kam es gegen 03:40 Uhr westlich der Ortschaft Leiferde, auf der Bahnstrecke zwischen Hannover und Berlin, zu einem folgenschweren Bahnbetriebsunfall. Aus noch nicht geklärter Ursache fuhr ein Güterzug von hinten auf einen stehenden Güterzug auf. Der auffahrende Güterzug war mit 25 Kesselwagen Propangas beladen, wobei zwei Kesselwagen umkippten und zwei weitere Kesselwagen entgleisten. Auch die Lok E 186 226 des Vermieters Alpha Trains wurde stark beschädigt und wurde aus den Gleisen gehoben.

An zwei Kesselwagen entstanden Lecks, aus denen nun Propangas austritt. Zusätzlich wurden auf mehreren hundert Meter die Oberleitung abgerissen. Der Triebfahrzeugführer des Güterzuges (45) wurde bei dem Aufprall verletzt und musste ins Krankenhaus eingeliefert werden. Der Unfallort wurde weiträumig abgesperrt, der Strom musste abgeschaltet und beide Richtungsgleise gesperrt werden.

Luftaufnahme Unfallort. Foto: Bundespolizeiinspektion Hannover

Wie es zu dem Unfall kam, ob es sich um technisches oder menschliches Versagen handelte, ist Gegenstand laufender Ermittlungen. Über die Dauer der Aufräumarbeiten und der Schadenshöhe können zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Angaben gemacht werden.

Aktuell kommt es zu massiven Einschränkungen im Bahnverkehr zwischen Hannover und Berlin. Naheliegende Umleitungsstrecken sind derzeit teilweise wegen Bauarbeiten gesperrt. So existiert beispielsweise östlich von Braunschweig eine Vollsperrung wegen Bauarbeiten, die Strecke Braunschweig – Wolfsburg ist wegen des Ausbaus der Weddeler Schleife aktuell nicht befahrbar.

Kroatien: Zugunglück in Škrljevo

In der Nacht zum 15.11.2022 kam es gegen 2 Uhr morgens in Škrljevo nahe Rijeka zu einem Zugunglück. Ein Güterzug der HŽ Cargo kollidierte mit leeren Waggons der ENNA Transport, der im Bahnhof Škrljevo stand. Es gab keine Verletzten. Aktuell geht man in der Presse von menschlichem Versagen aus.

ENNA Transport hatte acht Kesselwagen aus einem 30 Waggons umfassenden Zug im Bahnhof hinterstellt, da in der Raffinerie Rijeka maximal 22 Waggons beladen werden können.

CargoNet-Güterzug auf der Sørlandsbanen entgleist

Am 04.11.2022 fuhr um 02:00 Uhr der Güterzug 5805 der CargoNet in der Nähe von Heskestad auf der Sørlandsbanen in einen 10-15 m breiten Erdrutsch. Bei der Kollision entgleisten die Lokomotive und sechs von 12 Waggons. Der Lokführer wurde leicht verletzt, an der Lok 185 694 des Vermieters Railpool, den Waggons und dem Gleis entstand erheblicher Schaden, ebenso wie an den Schwellen und den Gleisen.

Foto: SHK
Foto: Bane NOR SF / Mulitconsult AS

Entgleisung bei der NIAG

In Rheinberg im Kreis Wesel ist am 02.11.2022 ein Güterzug der Niederrheinische Verkehrsbetriebe Aktiengesellschaft NIAG teilweise entgleist. Die Lok war komplett und ein Kesselwagen mit Ammoniak für die MVA Asdonkshof zur Hälfte aus den Schienen gesprungen. Verletzt wurde niemand, auch die Fahrzeuge blieben unbeschädigt. Der Hafen Orsoy wird über Rheinberg angefahren.

Wie es zu dem Unfall kommen konnte, muss noch ermittelt werden. An der Stelle fanden Gleisarbeiten statt. Ob ein Zusammenhang besteht, ist aber unklar.

Foto: Polizei NRW Wesel

Entgleisung im rumänischen Răcari

Auf einem Abschnitt der Strecke 100 sind zwischen Filiaşi und Craiova am 01.11.2022 im Haltepunkt Răcari neun Güterwagen des mit Kohle beladenen Zuges 64316 von CFR Marfă entgleist. Der aus 39 Wagen bestehende Güterzug mit einer Ladung von 3.100 t war auf der Relation Motru Est – Cernele unterwegs und verließ gerade die Station in Richtung Coțofeni. Sechs Wagen stürzten um.

Der Verkehr auf der Magistrale Timișoara – București ist nach der Totalsperrung noch stark beeinträchtigt, er wurde am Morgen des 03.11.2022 ab 7:10 Uhr aber wieder aufgenommen. Die Aufräumarbeiten dauern noch an, bisher wurden sieben Wagen geborgen.

Der Verkehrsminister Sorin Grindeanu sagte unter Bezugnahme auf den Unfall, dass die Eisenbahninfrastruktur in den letzten 20 Jahren für Rumänien keine Priorität hatte. Die Investitionsbeträge für die Schiene gegenüber der Straße seien derzeit ungefähr gleich, in den kommenden Jahren wird aber ein viel höherer Anteil in den Bereich Schiene fließen als für Straßen.

Entgleisung eines Güterzugs in Poříčany

Am 10.10.2022 um 17:07 Uhr überführ der mit Benzol (C6H6, Benzen, brennbar, krebserregend) beladene Güterzug Pn 55098 der ČD Cargo mit der Zuglok 123 014 in Poříčany ein Halt zeigendes Signal, fuhr auf ein Stumpfgleis und kollidierte anschließend mit dem Prellbock. Die Lokomotive und zwei Tankwagen entgleisten, zwei Personen wurden bei dem Unfall verletzt. Ursprünglich wurde der Schaden an der Unfallstelle auf 4 Mio. CZK bzw. 160.000 EUR (1,5 CZK Gleise, 2,5 CZK Züge) geschätzt. Die Strecke wurde temporär gesperrt.

Die Eisenbahnaufsichtsbehörde Drážní inspekce leitete eine eigene Untersuchung des Vorfalls ein. Zeitnah wurde bestätigt, dass der Güterzug ein Halt zeigendes Signal überfahren hatte.

Foto: Drážní inspekce
Foto: Drážní inspekce