Die europäischen Vermieter von Schienenfahrzeugen AERRL weisen auf die Schwachstellen des Entwurfs der TSI 2022 hin und fordern die EU auf, den Entwurf zu ändern, um eine Beeinträchtigung des Wettbewerbs auf dem Schienengüterverkehrsmarkt, eine Gefährdung der Sicherheit und eine beschleunigte Überalterung des vorhandenen modernen Rollmaterials zu vermeiden. Die Situation sei kritisch für Ausrüstungen, die 15 Jahre alt sind und weitere 15 Jahre Lebensdauer vor sich haben.
Bevor eine Frist für die Einführung eines neuen ETCS BL gesetzt würde, sollten wichtige Fragen im Zusammenhang mit der Transparenz, den Kosten für ERTMS-Nachrüstungen, den EU-Haushaltsmitteln zur Subventionierung von Nachrüstungen und Aufrüstungen, den EU-Finanzierungsrahmenbedingungen, der Stabilität der Technologie und der Kapazität der Industrie geklärt werden.
Der Verband der europäischen Vermieter von Schienenfahrzeugen (Association of European Rail Rolling Stock Lessors, AERRL) hat Schlüsselfragen im laufenden Überarbeitungsprozess der TSI ZZS hervorgehoben und wichtige Vorschläge zur Lösung dieser Fragen unterbreitet:
Das erste Problem ist die mangelnde Sichtbarkeit der streckenbezogenen ERTMS-Einführungsplanung und -bereitstellung, die für langfristige Investitionsentscheidungen und eine detaillierte Planung unerlässlich ist. Es gibt keine europäische digitale Plattform, auf der die Merkmale und die Planung der ERTMS-Einführung auf den europäischen Kernnetzkorridoren veröffentlicht werden. AERRL drängt darauf, eine einheitliche Umsetzung der ERTMS-Einführung auf EU-Ebene zu koordinieren, indem eine detaillierte und regelmäßig aktualisierte Veröffentlichung der streckenseitigen Einführung für die Mitgliedstaaten oder Infrastrukturbetreiber verpflichtend wird. Darüber hinaus unterstützt AERRL eine mit Befugnissen ausgestattete zentralisierte europäische Systembehörde in Form der ERA.
Das zweite Problem sind die steigenden ERTMS-Kosten. Im Gegensatz zu den Annahmen, dass die Stückkosten im Laufe der Zeit sinken würden, wird eine neue Baseline dies nur noch verschlimmern. Unzureichende Subventionen und steigende Kosten machen Investitionen in komplexe Nachrüstungen und Aufrüstungen des fahrzeugseitigen ETCS für bestehende Fahrzeuge zunehmend unwirtschaftlich, was insbesondere für nachgerüstete Anlagen problematisch ist. Wenn die Kosten für Nachrüstungen und Aufrüstungen weiterhin hauptsächlich von den Lokomotivbesitzern getragen werden, ohne dass die EU substanzielle Unterstützung leistet, könnten neue Marktteilnehmer keinen Zugang mehr zu Lokomotiven haben, die mit dem mit der Infrastruktur kompatiblen ETCS BL ausgerüstet sind. Dies wäre ein Schock im Prozess der Öffnung des einheitlichen europäischen Eisenbahnraums für den Wettbewerb.
Das dritte Problem hängt mit den zu häufigen technologischen Änderungen in den europäischen Vorschriften zusammen. Die Einführung einer neuen Grundlinie nach zwei größeren Änderungen innerhalb von 15 Jahren würde das Risiko der Veralterung des modernen Rollmaterials erheblich erhöhen. Schließlich ist AERRL sehr besorgt darüber, dass bei der Planung der TSI-Überarbeitung und -Umsetzung die industrielle Kapazität zur rechtzeitigen Herstellung und Lieferung von ETCS BL3 und BL4 außer Acht gelassen wird.