Nach einem Monat und vier Tagen und mit über 80.000 Tonnen australischer Kokskohle an Bord legte das Schiff MV Iconic Pride vergangene Woche im Hafen von Koper an. Von dort aus wurde die Ware auf die Züge der ÖBB Rail Cargo Group (RCG) umgeschlagen und ab Österreich in Eigentraktion in die tschechische Stadt Ostrava zu einem Stahlwerk transportiert.
Innerhalb von nur 48 Stunden wurde diese Kundenlösung auf der nachhaltigen Schiene umgesetzt. Diese neue Route bildet eine Alternative und somit eine Entlastung für die überfüllten baltischen Häfen und birgt nach RCG-Einschätzung vor allem für Importe von Rohmaterialen großes Zukunftspotential.
Hector Rail erbringt seit Anfang Dezember 2021 drei wöchentliche Rundläufe mit Kohle zwischen dem Hamburger Hansaport und der Dillinger Hütte. Auftraggeber ist DB Cargo.
Am 01.01.2022 begann der Transport der Braunkohle zum Kraftwerk Mělník I durch ČD Cargo mit der Innofreight-Technologie. Im Kraftwerk wurde eine stationäre Entladevorrichtung errichtet, der Verschub erfolgt, wie im Kraftwerk Chvaletice, über einen Roboter. Anstelle von Falls werden auf der Strecke von Nordböhmen zum Bahnhof Hněvice nun drei Ganzzüge aus jeweils 15 InnoWaggons 80 ft mit 60 MonTainern XXL eingesetzt. Der Einsatz neuer Technologien wird nach Auskunft von ČD Cargo die Effizienz dieser Transporte deutlich steigern.
Seit 16.12.2021 befördert Chemoil Logistics wegen Niedrigwasser Kohle per Bahn zu einem Zementwerk in der Schweiz. Normalerweise wird der Brennstoff erst in Basel vom Schiff auf die Bahn geladen.
Die Traktion übernimmt die Niederrheinische Verkehrsbetriebe Aktiengesellschaft NIAG vom Umschlagspunkt Hafen Orsoy bis Moers und die BM Bahndienste bis Basel. Die Waggons des Typs Fals stellt Jura Cement.
Die Polska Grupa Energetyczna (PGE) hat eine Ausschreibungen für den Transport von Rohstoffen auf der Schiene in den Jahren 2022 bis 2024 gestartet. Dabei handelt es sich um maximal 20,702 Mio. t Steinkohle, maximal 1,891 Mio. t Kalkstein sowie maximal 0,158 Mio. t Kalksteinmehl. Das maximale Auftragsvolumen ist mit 745 Mio. PLN (161 Mio. EUR) angegeben.
Ein Angebot für alle sechs Lose ging nur von PKP Cargo ein. Dies überschritt mit 853.237.365,97 PLN brutto jedoch das geplante Budget um 108.176.881,84 PLN brutto.
Als zweiter Bieter – jedoch nur für drei Lose – stieg DB Cargo Polska gemeinsam mit CTL Logistics in den Ring. Der Gesamtbetrag des Angebots betrug 538 627 846,95 PLN brutto. Unter Berücksichtigung des geplanten Budgets für spezifische Aufgaben lag das Angebot des Konsortiums um 113.259.081 PLN brutto höher als die Mittel, die der öffentliche Auftraggeber für die Finanzierung des Auftrags aufwenden wollte.
Eine Entscheidung über das weitere Vorgehen steht noch aus.
Die ungarische Privatbahn MMV Magyar Magánvasút hat einen großen Kohleverkehr im Nordosten des Landes gewonnen, den bislang die Rail Cargo Hungaria (RCH) traktioniert. Insgesamt 6 Mio. Jahrestonnen (30 % davon optional) sind im Auftrag des Kraftwerksbetreibers MVM Mátra Energia zwischen dem Braunkokohletagebau Bükkábrány (Versandbahnhof Mezőkeresztes-Mezőnyárád) und dem 57 km entfernten Kraftwerk in Visonta zu befördern. Es gilt ein Taktverkehr von Montag 6 Uhr bis Samstag 6 Uhr.
RCH verlor in Ungarn einen großen Kohleverkehr. Quelle: https://www.flickr.com/photos/cfl1969/29608210735/
Vorausgegangen war eine Ausschreibung: Der Auftraggeber hatte am 15.10.2020 eine Aufforderung zur Interessenbekundung versendet, die am 20.10.2020 auch im Amtsblatt der Europäischen Union publiziert wurde (2020 / S 204-497402). Die Zusammenfassung der Ergebnisse der Beteiligungsphase wurde am 21.12.2020 versandt, die Gespräche mit den Bietern wurden am 17.02.2021 geführt.
Eingegangene Gebote wurden am 04.03.2021 geöffnet:
PKP Cargo International HU: 494,1 HUF/t (1,42 EUR/t)
Der endgültigen Vergabe des Großauftrages ging ein Rechtsstreit voraus, den der bisherige Inhaber des Transportauftrages initiiert hatte. Am 22.06.2021 wies das angerufene Schiedsgericht des öffentlichen Beschaffungswesens die Beschwerde ab – es kann keine Berufung eingelegt werden.
Das 1969 in Betrieb genommene Kraftwerk Visonta ist nach dem Kernkraftwerk Paks das zweitgrößte Kraftwerk in Ungarn und liefert rund 15 % der ungarischen Stromproduktion. Durch die Versorgung mit heimischer Kohle (Tagebau Visonta seit 1964 und Bükkábrány seit 1985) gilt das Kraftwerk als wichtiger Stützpfeiler in der nationalen Energieversorgung. Die Stilllegung soll 2029 erfolgen.
Der Betrieb wurde 1992 als Aktiengesellschaft Mátrai Erőmű Zrt. privatisiert. Mehrheitseigentümer war zunächst der staatliche Magyar Villamos Művek (MVM). 1993 erwarb die RWE Rheinbraun 26,5 %, stockte aber zwei Jahre später auf 51 % auf. Gleichzeitig erwarb die EnBW 22 %. Der RWE-Anteil wechselte Ende 2017 zur Matra Energy Holding, einem Joint Venture der Opus Global des dem Premierminister Viktor Orbán nahestehenden Geschäftsmannes Lőrinc Mészáros und der Energetický a průmyslový holding (EPH). Im März 2018 stockte die Holding auf 77,26 % auf, nachfolgend übernahm Opus Global den Anteil der EPH in mehreren Schritten.
Heute befindet sich die AG im Eigentum der MVM (53,26 %) sowie der Matra Energy Holding (46,74 %). Seit dem 01.07.2021 firmiert die Mátrai Erőmű Zrt. unter dem Namen MVM Mátra Energia Zrt. „Mit einem moderneren, dynamischeren Namen will das Unternehmen seine Zugehörigkeit zur MVM-Gruppe und den Start eines komplexen Transformationsprogramms unterstreichen“, so das Unternehmen in einer Presseaussendung.
Am 27.07.2021 wurde das Kohlekraftwerk Mintia östlich von Timișoara nach über 50 Jahren Betrieb abgeschaltet, weil es den gesetzlichen Emissionsgrenzwert schon lange nicht einhält. Nach Brancheneinschätzung für die rumänische Kohlekraft der Anfang vom Ende – bis Ende des Jahres werden außerdem zwei Blöcke des Oltenia Energy Complex und somit Rumäniens größtem Braunkohlestromproduzenten geschlossen.
Das Kraftwerk in Mintia wurde auch per Bahn mit Importkohle u.a. aus Brasilien versorgt. Zu den Traktionären der in Constanța beladenen Züge zählte bis Dezember 2020 auch Unicom Tranzit (UTZ).
Kohlezug Constanța – Mintia der Unicom Tranzit. Quelle: https://www.flickr.com/photos/92068102@N02/50101817127/
Ein Güterzug passiert die Ende Juli 2021 stillgelegte Anlage. Quelle: https://www.flickr.com/photos/152163655@N06/51393737709
Anfang 2021 hat Freightliner DE die Traktion von 1-2 x monatlich laufenden Brikettzügen zwischen Spreewitz und Hürth-Kalscheuren aufgenommen. Die letzte Meile nach Köln-Niehl Hafen übernimmt RheinCargo. Dort auf Lkw umgeladen gelangen die Briketts dann zur Papierfabrik der Metsä Tissue in Kreuzau bei Düren.
Die Zanders Papierfabrik in Bergisch-Gladbach mit Wurzeln zurück bis 1829 ist zum 30.04.2021 geschlossen worden. Vorausgegangen war ein mehrfacher Verlauf sowie eine Insolvenz im Jahr 2018.
Bahnseitig verkehrten in den letzten Jahren nur noch fallweise Kohlezüge der DB Cargo / RBH Logistics nach Bergisch-Gladbach, die die Aggerbahn zum Teil ab Köln-Kalk Nord traktionierte.
Aggerbahn mit Kohlezug in Bergisch-Gladbach. Quelle: https://www.flickr.com/photos/151390822@N06/50982955427/