Am Nachmittag des 25.12.2022 entgleiste auf der serbischen Strecke Niš – Dimitrovgrad zwischen Pirot und Staničenje ein aus Bulgarien kommender Güterzug. Von dem aus 20 Wagen bestehenden Zug hatten mehrere Ammoniak geladen, wovon vier umgestürzt sind und einer mit einer Menge von ca. 20 t Leck schlug.
Ob dort das Ammoniak mit dem Flusswasser der Nišava reagiert hat, blieb bisher unklar, jedenfalls bildete sich eine dichte, ätzende Wolke, welche auch die Sicht auf der parallelen Straße vernebelt hat. Über 50 Personen wurden wegen Vergiftungssymptomen im Krankenhaus von Pirot behandelt, einige sind in kritischer Verfassung und es gibt zwei Tote.
Das Unternehmen Srbija kargo gab bekannt, dass es sich um einen Güterzug handelt, der täglich auf diesem Abschnitt verkehrt und Rohstoffe von Bulgarien nach Prahovo und Šabac transportiert. Er bestand aus zwanzig Kesselwagen, die sich im Besitz der Firma Elixir Zorka befinden. Der Bahnverkehr ist derzeit eingestellt.
Am 29.12.2022 begann die Bergung des Zuges, was insgesamt mindestens fünf oder sechs Tage dauern wird. Zuerst wird der Teil des Zuges entfernt, der sich noch auf den Schienen befindet, d. h. die Wagen 1 bis 11 in Richtung Niš, und die Wagen 15 bis 20 in Richtung Pirot; danach wird die Reparatur der Schienen durchgeführt und dann folgt die Anhebung der umgestürzten Ammoniak-Wagen 11 bis 14. Obwohl aus Wagen 13 weiterhin – nun allerdings verlangsamt – Gas austritt, erklärte der Bürgermeister von Pirot, dass keine Gefahr mehr für Bürger und Umwelt bestehe. Es gebe kein Vorhandensein von Ammoniak, weder im Wasser noch in der Luft, es sei nicht direkt in die Nišava gelangt, aber es kann durch die Atmosphäre oder langsam durch den Regen mit dem Wasser in Kontakt kommen und sich auflösen. Messungen der Wasserqualität der Nišava ergaben, dass nicht für einen Moment ein Grenzwert überschritten wurde.
Der Unfall bedeutet wohl auch eine längere Streckensperrung. Der Zug wurde von einer bulgarischen privaten Firma an die Grenze transportiert und ist dort an die serbischen Staatsbahnen übergeben worden, womit diese die Verantwortung übernahm. In den letzten sieben Jahren gab es bereits sieben Unfälle auf dieser Strecke. Nach Angaben des Unternehmens „Infrastruktur der serbischen Eisenbahn“ sind in den letzten fünf Jahren insgesamt 14 Waggonentgleisungen auf der Bahnstrecke Nis-Dimitrovgrad aufgetreten.
Ein Sprecher des serbischen Eisenbahninfrastrukturunternehmens sagte, dass bereits 2018 finanzielle Mittel für die Modernisierung des Teils der Eisenbahn in der Nähe von Pirot bereitgestellt wurden, wo die Wagen entgleisten. Die Realisierung des Projekts durch die Vorbereitung der Projektdokumentation, die Durchführung von Ausschreibungen und das Enteignungsverfahren hätten den Prozess aber verlangsamt. Die Auftragnehmer wurden jetzt ausgewählt, die Arbeiten im Wert von etwa 270 Mio. EUR sollen spätestens im Juni beginnen. Für die Ausstattung der Bahn mit neuen Signal-, Sicherheits- und Telekommunikationseinrichtungen wird die Ausschreibung erst im vierten Quartal 2023 erwartet.


Bei dem Unfall von Pirot ist nach zehn Tagen immer noch nicht entschieden, ob die entgleisten Wagen nun zuerst evakuiert oder entleert werden sollen, am 02.01.2023 gelang aber die Trennung der Wagen, was eine Voraussetzung dafür ist, diese anheben zu können.