Für das staatliche polnische Eisenbahninfrastrukturunternehmen PKP Polskie Linie Kolejowe (PKP PLK) brachte kürzlich Piotr Malepszak, stellvertretender Minister für Infrastruktur, folgende Idee ins Spiel: PKP PLK solle künftig nur noch für die Instandhaltung und Überwachung der Eisenbahninfrastruktur verantwortlich sein, dagegen CPK zu der Stelle geformt werden, die für alle Eisenbahninvestitionen zuständig ist.
Centralny Port Komunikacyjny (CPK) ist ein Projekt der polnischen Regierung für einen neuen Zentralflughafen, der bis 2028 den bisherigen Warschauer Flughafen (und landesweit viele weitere) ersetzen soll(te). Mit der Ende 2023 gebildeten neuen Regierung steht das Projekt aktuell auf dem Prüfstand, sowohl was die Sinnhaftigkeit des Großflughafens wie auch das parallel dazu geplante Eisenbahnnetz an Schnellverkehrsstrecken betrifft, die als Zubringer fungieren sollen.
In der Zwischenzeit ist eine Überprüfung der geplanten Bahninvestitionen im Gange. Für den Eisenbahnsektor sei es von entscheidender Bedeutung, die finanzielle Stabilität zu gewährleisten, deshalb seien auch organisatorische Veränderungen denkbar. Die fehlende Möglichkeit einer Fremdfinanzierung im Rahmen eines Eisenbahnfonds sorgt seit Jahren für Probleme und ist Ausdruck der mangelnden Gleichbehandlung von Straßen- und Schienenverkehr. Das sei ein Problem, mit dem sich das Ministerium bereits beschäftige und das noch in diesem Jahr gelöst werden soll.
Die Eisenbahn erfordere ein Umdenken und eine neue Herangehensweise an Investitionen. In den letzten Jahren gab es dank nationaler und EU-Mittel viel mehr Geld, als PKP PLK effektiv ausgeben konnte. Der Investitionsprozess wurde oft in einem schlechten Tempo durchgeführt, und in den Phasen von Machbarkeitsstudien und Projekten traten schlechte technische Lösungen und mangelnde Qualität auf der Baustelle auf. Die Parameter der modernisierten Infrastruktur entsprachen oft nicht den Erwartungen der EVU. Darüber hinaus habe PKP PLK keine neuen Eisenbahnstrecken gebaut.
Die CPK wurde als Zweckgesellschaft für die Umsetzung spezifischer Investitionsaufgaben und Bahnstrecken konzipiert und habe in den letzten Jahren eine beträchtliche Menge an Wissen und ein effizientes Team aufgebaut, das auch andere Eisenbahnprojekte durchführen könnte. In einem solchen Szenario könnte sich PKP PLK vor allem auf die Wartung und kleinere Investitionen konzentrieren. Dies könnte zu Verbesserungen und einer höheren Effizienz bei beiden Arten von Aufgaben führen. Die von der CPK gebauten Strecken würden dann ebenfalls von PKP PLK verwaltet werden, und PKP PLK soll ein Dienstleistungsunternehmen für die EVU werden, das dafür sorgt, dass diese günstige Bedingungen für die Entwicklung des Personen- und Güterverkehrs vorfinden.
Piotr Malepszak stammt aus einer Familie mit langjähriger Eisenbahntradition. Von 2008 bis 2016 arbeitete er bei PKP PLK, von 2017 bis 2018 war er Mitglied der Geschäftsleitung für technische Angelegenheiten bei Koleje Dolnośląskie (KD), von 2018 bis 2020 war er Vizepräsident für die Eisenbahnkomponente bei CPK und anschließend CEO des Unternehmens. Im Infrastrukturministerium ist er seit dem 27.12.2023 für den Schienenverkehr zuständig.