Belgien: Einzelwagenzuschuss in erster Lesung gebilligt

Auf Vorschlag von Mobilitätsminister Georges Gilkinet hat der Mobilitätsausschuss der Kammer am 20.06.2023 einen Gesetzesvorentwurf gebilligt, mit dem ein Fördersystem zugunsten von Eisenbahnunternehmen eingeführt wird, die Güter in Einzelwagen befördern.

Die Beihilfe soll diese Eisenbahnunternehmen dazu ermutigen, die automatische Sortieranlage in Antwerpen-Nord für ihre Rangierarbeiten zu nutzen, indem ein Teil der Kosten, die für die Nutzung dieses Geländes anfallen, erstattet wird. Durch die Senkung der Kosten für die Rangierrechnung wird also auf die Wettbewerbsfähigkeit des Einzelwagenverkehrs gegenüber anderen Verkehrsträgern eingewirkt.

Die Förderregelung ist Teil des Güterverkehrsplans, der am 30.09.2022 im Ministerrat verabschiedet wurde, und konkretisiert die Verlagerung von der Straße auf die Schiene.

Gemeinwohlorientierte Infrastrukturgesellschaft der DB AG

Der Start der gemeinwohlorientierten Infrastrukturgesellschaft innerhalb der Deutschen Bahn AG (DB AG) soll laut Bundesregierung zum 1. Januar 2024 erfolgen. „Mit der geplanten Verschmelzung der DB Station & Service AG auf die DB Netz AG wird die neue Gesellschaft in einem ersten Schritt in der Rechtsform einer Aktiengesellschaft innerhalb des Konzerns Deutsche Bahn AG eingerichtet“, heißt es in der Antwort der Regierung (20/7487) auf eine Kleine Anfrage der CDU/CSU-Fraktion (20/7048). Damit werde die Festlegung aus dem Koalitionsvertrag umgesetzt, „dass die Zusammenlegung der Infrastruktureinheiten innerhalb des integrierten Konzerns erfolgen soll“.

Die Ausgestaltung der Gemeinwohlziele und die damit zusammenhängenden Steuerungsinstrumente sowie die Umsetzung gesellschaftsrechtlicher Maßnahmen würden derzeit erarbeitet, schreibt die Bundesregierung. Ein erster Schritt sei die gesellschaftsrechtliche Verschmelzung. Weitere Schritte umfassten die Erarbeitung einer optimierten Finanzierungsarchitektur mit weniger Finanzierungsquellen und Finanzierungsschnittstellen sowie vereinheitlichten Förderbedingungen.

Auf konkrete Nachfrage der Unionsfraktion zur Definition des Begriffs „Gemeinwohl“ schreibt die Regierung: Die Ausrichtung der neuen Infrastrukturgesellschaft am Gemeinwohl bedeute, „dass gesamtgesellschaftliche verkehrliche Interessen stärker gewichtet werden sollen“. Auf dieser Grundlage würden derzeit Zieldimensionen definiert.

Für das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) sei eine stärkere Steuerung durch den Bund von großer Bedeutung, heißt es weiter. Es solle sichergestellt werden, dass ein angemessener Einfluss des Bundes besteht und die Beteiligungsführung gestärkt wird. Für eine effektive Steuerung der neuen Gesellschaft durch den Bund sei aufgrund der Einbettung in den Konzern ein geeignetes Zusammenspiel der Rechtsform mit weiteren gesellschaftsrechtlichen Maßnahmen erforderlich.

VDV: Fragen zum Bundeshaushalt 2024

Der Branchenverband VDV bewertet den Mittelansatz für die Schiene im vorliegenden Entwurf des Bundeshaushalts für das kommende Jahr differenziert: Ein Schritt in die richtige Richtung sei der Zuwachs der Mittel um insgesamt rund 3 Mrd. EUR. Dennoch bliebe der Ansatz damit deutlich hinter den im März im Kabinett beschlossenen 45 Mrd. EUR zusätzlich bis 2027. Im Begleitschreiben des Bundesfinanzministeriums hieße es zudem, dass aus den Mehreinnahmen der LKW-Maut zusätzlich 5,4 Mrd. EUR in die Schiene fließen sollen. „Wenn aber insgesamt fürs kommende Haushaltsjahr nur 3 Milliarden mehr eingeplant sind, wo sind dann die restlichen Mittel aus der LKW-Maut?“ fragte der VDV.

Die zusätzlichen drei Mrd. EUR führen dazu, dass in vielen der einzelnen Positionen im „Einzelplan 12“ die Mittel für die Schiene steigen. Der VDV bewertet dabei vor allem die zusätzlichen Gelder für die Förderung von ETCS, Infrastruktur der nichtbundeseigenen Eisenbahnen und Gleisanschlüssen positiv. Sehr positiv ist aus VDV-Sicht, dass die Trassenpreisförderung für den Schienengüterverkehr nicht halbiert wird, sondern mit 350 Mio. EUR auch 2024 fast auf demselben Niveau bleibt wie in diesem Jahr (370 Mio. EUR).

VDV: Höchstzahl an Mitgliedern

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), Branchen- und Fachverband für Unternehmen und Verbünde des öffentlichen Personen- und des Eisenbahnverkehrs, vermeldet kurz vor der VDV-Jahrestagung in Leipzig eine Höchstzahl an Mitgliedsunternehmen. Der Verband hat nun 585 ordentliche und 68 außerordentliche Mitglieder im In- und Ausland, die in fünf Sparten organisiert sind: Bus, Tram, Personenverkehr mit Eisenbahn, Schienengüterverkehr und Aufgabenträger und Verbünde.

Im Laufe des Jahres 2023 sind dem VDV beigetreten:

  • SGL-Schienen Güter Logistik GmbH, Dachau
  • IOV Omnibusverkehr GmbH Ilmenau, Ilmenau
  • Zweckverband Hafen Straubing-Sand, Straubing
  • Transdev Rhein-Main GmbH, Frankfurt am Main
  • HeiterBlick GmbH, Leipzig
  • DB SEV GmbH, Berlin
  • WRS Widmer Rail Services AG, Beckenried (Schweiz)
  • WestfalenTarif GmbH, Bielefeld
  • Odenwald-Regionalgesellschaft mbH, Michelstadt
  • Stadt Regensburg, Regensburg

ZNPK fordert Ladestellennetzplan

Der polnische Verband der unabhängigen Eisenbahnunternehmen (Związek Niezależnych Przewoźników Kolejowych; ZNPK) fordert die Einrichtung einer Arbeitsgruppe zur Entwicklung eines Netzplans von öffentlichen Eisenbahnumschlagplätzen auf der Infrastruktur der PKP PLK. Ziel ist es, den Bestand der Service-Infrastruktureinrichtungen (OIU) zu erfassen, ein Zielnetz mit Standardvorgaben zu erstellen und die erforderlichen Gesetzesänderungen vorzuschlagen.

Wie das ZNPK betont, ist das Eisenbahnnetz derzeit aufgrund ungleichmäßiger Verteilung der Umschlagpunkte, Kapazitätsproblemen, mangelnder technischer Standardisierung, Verfügbarkeitsbeschränkungen oder Umweltbeschränkungen nicht an die Bedürfnisse angepasst. Dies trägt zur Verringerung der Wettbewerbsfähigkeit des Schienenverkehrs bei, sowie auch zu Problemen in anderen Sektoren, z. B. für den Wohnungsbau.

Die ZNPK wendet sich damit an das polnische Infrastrukturministerium, um Maßnahmen in diese Richtung zu ergreifen, da bisher im Rahmen von Investitionen nur selten öffentliche Ladestellen geplant werden, deren Kosten im Vergleich zur Modernisierung oder Neubau von Bahnstrecken vernachlässigbar sind. Ansonsten würde sich der Anteil des Straßenverkehrs, z. B. am Transport von Baumaterialien, nur weiter erhöhen, betonte die Organisation, welche damit auf eine Initiative der Polnischen Industrie- und Handelskammer für Straßenbau (OIGD), dem Polnischen Verband der Hersteller von Gesteinskörnungen (PZPK), dem Verband der Transportbetonhersteller in Polen (SPBT) und der Verband der Zementhersteller (SPC) reagierte.

Bund unterstützt RoLa bis Ende 2028

Der Bund unterstützt die „Rollende Landstrasse“ (Rola) für Bahntransporte von Lastwagen im alpenquerenden Güterverkehr bis Ende des Jahres 2028. Das hat nach dem Nationalrat auch der Ständerat beschlossen.

Wie der Nationalrat entschied der Ständerat am 01.06.2023 zudem, dass der Bund für diese Unterstützung in den Jahren 2024 bis 2028 106 Millionen CHF ausgeben kann.

Der Bundesrat beantragte, die Unterstützung Ende 2026 auslaufen zu lassen. Ab 2027 seien die Angebote im unbegleiteten kombinierten Verkehr (UKV) wettbewerbsfähig genug, um eine Rückverlagerung des Strassenverkehrs auf die Schiene zu verhindern.

Mit 25 zu 15 Stimmen bei zwei Enthaltungen sprach sich der Ständerat in der entscheidenden Abstimmung für eine Rola-Unterstützung bis Ende 2028 statt bis Ende 2026 aus.

BNetzA: Marktentwicklung 2022

Die Bundesnetzagentur (BNetzA) hat am 01.06.2023 die „5. Sonderausgabe zu den Marktentwicklungen 2022 unter den Bedingungen der COVID-19-Pandemie“ veröffentlicht.

Im Jahr 2022 war der deutsche Eisenbahnmarkt im ersten Quartal von den letzten Auswirkungen der Pandemie geprägt. Der Schienengüterverkehr wuchs in 2022, nach einem starken Anstieg im Vorjahr, leicht um rund 1 Prozent. Die Wettbewerberbahnen entwickelten sich dabei überdurchschnittlich und erreichten einen Marktanteil von 59 Prozent.

Die Hilfen des Bundes für den Personennahverkehr über den ÖPNV-Rettungsschirm und die Trassenpreisförderung für Personenfern- und Güterverkehr konnten die verbliebenen pandemiebedingten Kosten der Eisenbahnverkehrsunternehmen ausgleichen. Für das Gesamtjahr 2022 stellte die Bundesnetzagentur keinen wirtschaftlichen Schaden aufgrund der Pandemie mehr fest.

Der Bericht ist auf der Webseite der Bundesnetzagentur unter www.bundesnetzagentur.de/eisenbahn-marktuntersuchung veröffentlicht.

Frankreich: Mehr Geld für Bahnverkehr

Am 23.05.2023 kündigte die französische Regierung eine Aufstockung der Hilfen für den Eisenbahnsektor an. Zusätzlich zu den Zuschüssen in Höhe von 175 Millionen Euro pro Jahr zur Senkung der Trassenentgelte wird die Regierung von 2025 bis mindestens 2030 weitere 155 Mio. EUR pro Jahr (insgesamt 330 Mio. EUR pro Jahr) an Fördermitteln bereitstellen. Dies ist eine Steigerung von derzeit 300 Mio. EUR pro Jahr, die einen „Relaunch“-Zuschuss nach der COVID-19-Krise beinhaltet.

Zusätzlich zu diesen Betriebszuschüssen werden von 2023 bis 2030 4 Mrd. EUR in die Schieneninfrastruktur investiert, darunter die Erweiterung von Tunneln, die Modernisierung von Rangierbahnhöfen, die Schaffung neuer Intermodalterminals und die Modernisierung kleinerer Güterstrecken.

RFF: Nikutta folgt auf Först

Bei der Initiative „Rail Freight Forward“ gab es einen Stabwechsel. Sigrid Nikutta, DB-Vorstand für Güterverkehr und Chefin der DB Cargo AG, folgt auf Clemens Först, Vorstandssprecher der ÖBB-Tochter Rail Cargo Group (RCG). Först hat die Gruppe fünf Jahre geleitet.

Die Initiative wird von den Verbänden CER, UIC, EFRA und VDV unterstützt, Mitglied sind derzeit BLS Cargo, CD Cargo, CFL Cargo, CIT, DB Cargo, Fret SNCF, FTE, Green Cargo, Lineas, LTE Group, LTG Cargo, Medway, Mercitalia, Ost-West Logistik, PKP Cargo, ÖBB Rail Cargo Group, Renfe Mercancias, SBB Cargo und ZSSK Cargo.

Rail Freight Forward 2030 (RFF) auf der Transport Logistik Messe am 10.05.2023 in München. Foto: Sebastian Widmann / Rail Cargo Group

Streik: NEE kritisiert EVG-Vorgehen

Das Netzwerk Europäischer Eisenbahnen NEE; „Die Güterbahnen“) hat nach dem bundesweiten Warnstreik der EVG am Vormittag 21.04.2023 das Vorgehen der Eisenbahnergewerkschaft kritisiert. Durch das Bestreiken der DB-Infrastruktursparte seien erneut Unternehmen in Mitleidenschaft gezogen worden, die gar nicht bestreikt würden. Da rund 60 % des deutschen Güterverkehrs auf der Schiene von Wettbewerbern der DB gefahren würden, gehe es hier auch um eine industrie- und wettbewerbspolitische Frage.