[PL] Elektrifizierungslücke in Masuren schließt sich

Nachdem am 18.06.2025 nach über dreijähriger Modernisierung der Streckenabschnitt zwischen Ełk/Lyck und Giżycko/Lötzen (PLK-Strecke 38 Białystok – Głomno) wieder in Betrieb ging, wurde am 03.09.2025 nun auch der elektrische Zugverkehr unter der neu gebauten Oberleitung auf diesem Abschnitt aufgenommen. Der erste elektrische Zug war der von EP07-391 gezogene  IC 15113 „Hańcza“, der um 12.15 Uhr am Bahnhof Giżycko ankam.

https://openrailwaymap.org/?style=standard&lat=53.986780183052055&lon=21.735763549804688&zoom=10

Auf dem anschließenden Abschnitt zwischen Giżycko/Lötzen und Korsze/Korschen, der ebenfalls saniert und elektrifiziert wird, sind die Arbeiten allerdings noch nicht abgeschlossen, hier verkehren noch keine Züge.

Das Datum der Wiederaufnahme des Verkehrs ist noch ungewiss, wobei laut PKP PLK die Arbeiten aber gut voranschreiten und vielleicht noch 2025 abgeschlossen werden können. Noch aus steht v. a. der Bau der Gleise am Bahnhof Kętrzyn/Rastenburg, Arbeiten an der Leit- und Sicherheitstechnik und Abschlussarbeiten an Ingenieurbauwerken. Zudem müssen noch 15 von 31 Bahnübergängen neu gebaut werden.

Die vollständige Fertigstellung des Abschnitts Giżycko – Korsze ist derzeit für Juni 2026 geplant, der Zugverkehr soll jedoch spätestens im März 2026 wieder aufgenommen werden. Die Woiwodschaft Ermland-Masuren hofft sogar, dort bereits zum Fahrplanwechsel im Dezember dieses Jahres wieder Züge starten zu können, die zunächst mit Dieselantrieb betrieben werden.

Durch die Modernisierung des 99 km langen Abschnitts Ełk – Giżycko – Korsze können die Personenzüge künftig mit vmax 160 km/h statt 80 km/h doppelt so schnell fahren wie bisher, wodurch sich die Fahrzeit in Richtung Olsztyn/Allenstein um ca. 50 Minuten verkürzt.

Ursprünglich sollten die Arbeiten bereits im Jahr 2023 abgeschlossen sein, diverse Probleme wie die COVID-19-Pandemie, ein außerordentlicher Preisanstieg und bei der Verfügbarkeit von Baumaterialien führten zu mehrjährigen Verzögerungen.

Mit dem Abschluss der Elektrifizierung wird eine seit 35 Jahren klaffende Lücke im elektrischen Netz der PKP geschlossen: Die Arbeiten an der nördlichsten der drei Querverbindungen durch Masuren wurden in der Ära der politischen Transformation abgesagt, nur die Abschnitte Olsztyn – Korsze und Białystok – Ełk wurden 1990 fertiggestellt.

Historisch ist die Strecke Teil der „Ostpreußischen Südbahn“, einer 195 km langen Verbindung von Königsberg über Lyck zur damaligen preußisch-russischen Grenze bei Prostken. Der nach 1945 bei Głomno/Glommen neu entstandene Grenzübergang diente bis 2001 dem Güterverkehr, der vor allem aus Getreidelieferungen in die russische Oblast Kaliningrad bestand. Gegenwärtig steht die Strecke eher für den Güterverkehr des Militärs im Fokus. Zudem wird sie wieder mehr Bedeutung erlangen, wenn die Strecke Białystok – Ełk als Teil der „Rail Baltica“ ab Mitte 2026 zweigleisig ausgebaut wird.

Schreibe einen Kommentar